oe24.at

Bayern-Trainer Van Gaal vertraut Alaba

Teilen

Louis van Gaal hat als Trainer des FC Bayern München am (heutigen) Dienstagabend in Florenz wieder einmal einem Teenie die Türe zur großen Fußball-Welt geöffnet. Nach Abwehrstütze Holger Badstuber oder Jungstürmer Thomas Müller durfte im Achtelfinale der Champions League gegen AC Fiorentina mit dem Österreicher David Alaba der jüngste überhaupt eingesetzte Bayern-Profi die Luft der elitären "Königsklasse" schnuppern.

"Ich mache das, weil ich sehr viel Vertrauen in die Spieler habe", erklärte der 58-jährige niederländische Feldherr wenige Stunden vor dem Anpfiff im Stadio Artemio Franchi im noblen Mannschaftshotel am Flussufer des Arnos aus Überzeugung. "Hätten sie die Qualität nicht, hätte ich das nicht gemacht. Und wenn ich Spieler in die A-Mannschaft nehme, ist es immer so, dass sie auch spielen können."

17 Jahre, acht Monate und 13 Tage war der ÖFB-Teamspieler Alaba ("I bin a echter Wiener") am Tag des Spiels in der Toskana-Stadt jung. Zu einem Österreich-Rekord in der Champions League reichte es damit aber nicht. Diese "Bestmarke" hält der Steirer Roman Wallner, der am 9. Dezember 1998 beim 0:1 von Sturm Graz daheim gegen Inter Mailand 16 Jahre, zehn Monate und fünf Tage zählte.

Erwartungsfroh hatte der Sohn eines Nigerianers und einer Philippinin neben Hamit Altintop im Flieger Platz genommen. Die Nummer auf seinem Reiseköfferchen war provisorisch mit Klebeband befestigt; mit einem so schnellen Aufstieg des "Instinktfußballers", wie ihn der frühere Bayern-Techniker Mehmet Scholl nannte, hatte man nicht rechnen können.

Im Winter war der Linksfuß, der in Florenz auf der linken Position der Viererkette vorgesehen war, wie Mehmet Ekici und Diego Contento schon im Trainingslager in Dubai an Bord. Weil die bereits 18 Jahre alt sind, haben sie einen Profi-Vertrag, auf den Alaba noch bis zur Volljährigkeit im Sommer warten muss. "Er hat Qualitäten in jungen Jahren, die er noch verbessern wird", lobte Bastian Schweinsteiger den in Österreich als "Wunderkind" gefeierten Kicker.

Schweinsteiger ist neben Philipp Lahm längst eine Art Eigengewächs-Urgestein beim Rekordmeister, dessen ohnehin ausgezeichnete Nachwuchsförderung in der Spitze noch einmal einen Schub unter Van Gaal bekam. Der Niederländer ist bekannt für die Entwicklung von Top-Talenten. In Barcelona waren es Xavi, Iniesta oder Puyol, bei Ajax Amsterdam Seedorf, Kluivert oder Davids, die von van Gaal entdeckt, protegiert oder gefördert wurden. Seedorf, betonte der Coach in der Toskana, sei gar erst 16 gewesen, als er in der ersten Liga debütierte.

Doch nur der Jugend Willen werden Leute wie Alaba nicht aufgebaut und eingesetzt. "Das sollte nicht Programm sein, sondern es darf nur nach Qualität gehen", sagte Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger. "Aber natürlich kommt es uns sehr gelegen, wenn man die Preise auch für die sogenannten Durchschnittsspieler sieht, dass man vermehrt den Nachwuchs stärkt und einbaut." Sportlich haben es die Burschen dann selbst in der Hand. "Wenn ein Spieler das aufgrund seiner Qualität verdient, dann hat van Gaal auch das Kreuz, ihm den Rücken zu stärken und ihn aufzubauen", betonte Nerlinger.

In der neuen Saison kommt Ausnahme-Kicker Toni Kroos aus Leverkusen zurück in das Talente-Tummelbecken. Der Aufstieg der Nobodys im Schatten der weit bekannten Bayern-Stars beeinflusst auch ein Stückchen die Personalpolitik. "Wenn sich die Spieler so entwickeln, ein Thomas Müller zum Beispiel Nationalspieler wird oder ein Holger Badstuber so eine dominante Rolle bei uns spielt, ist das sicherlich ausschlaggebend auch für das nächste Jahr, weil die hatten wir vor der Saison so natürlich nicht auf der Rechnung", sagte Nerlinger.

Aber, warnte van Gaal, nach dem schnellen Aufstieg sei vor allem der Weg zur Konstanz das schwierige Vorhaben für die Vielgepriesenen. "Ich denke nicht, dass das erste Spiel schwer ist. Das ist niemals so", dozierte der Fußball-Lehrer vor der deutschen und italienischen Presse. Denn der leichtfüßigen, unbedarften Premiere folgen hohe Erwartungen - und die gilt es zu bestätigen. "Das zehnte Spiel ist schwierig für ein Jungtalent."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.