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Gludovatz spürt Schattenseiten des Jobs

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Paul Gludovatz wird derzeit in Ried erstmals mit den Schattenseiten eines Trainer-Daseins in der österreichischen Fußball-Bundesliga konfrontiert. Nach seinem Amtsantritt im Sommer 2008 etablierte der Burgenländer die "Wikinger" als hartnäckigste Widersacher der "Big Four", doch nun müssen sich die Innviertler mit Austria Kärnten den Titel der schlechtesten Bundesliga-Mannschaft 2010 teilen.

Am Ende der vergangenen Saison wurde ein Platz in der Europa-League-Qualifikation nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz verpasst. Auch in die Winterpause gingen die Rieder noch als Fünfter, drei Zähler hinter dem viertplatzierten Europa-League-Teilnehmer Sturm Graz. Im Frühjahr aber geriet Sand ins Getriebe. Mit nur vier Punkten aus sieben Liga-Partien folgte ein Rückfall der Innviertler auf Platz sieben. "So schwierig, wie es jetzt ist, habe ich es mir eigentlich zu Beginn meiner Tätigkeit vorgestellt", gab Gludovatz vor dem Oberösterreich-Derby am Sonntag in Linz gegen den LASK zu.

Die Gründe für den Rückfall seien vielschichtig. "Wir haben uns einen Respekt erarbeitet, jetzt stellen sich alle besser auf uns ein. Der Überraschungseffekt ist verpufft", meinte der Burgenländer, der deswegen aber keine Abkehr von seinem 3-3-3-1-System plant. "Es geht nicht ums Tüfteln, es geht darum, dass wir uns verbessern müssen."

Neben dem taktischen Vorteil ist den Riedern auch das Spielglück abhandengekommen. "Wir waren zuletzt oft spielbestimmend, haben aber nicht das Tor gemacht, wie zum Beispiel am Mittwoch gegen die Austria. Im Herbst sind wir für unsere Leistungen übermäßig mit Punkten belohnt worden. Heuer spielen wir gut, aber was vorher reingegangen ist, geht jetzt nicht mehr rein. Also müssen wir uns weiterentwickeln", meinte Gludovatz.

Als weiteres Problemfeld hat der Coach die Personalsituation ausgemacht. Abgänge wie jene von Hamdi Salihi oder Andreas Ulmer konnten nicht oder nur unzureichend nachbesetzt werden, Leistungsträger wie derzeit Oliver Glasner fielen verletzt aus. Vorwürfe von Kritikern, die diverse Blessuren auf die Trainingsmethoden des 63-Jährigen zurückführen, weist Gludovatz entschieden zurück.

Der Ex-ÖFB-Coach verlangt von seinen Spielern, aufgewärmt zum Trainingsbeginn zu erscheinen. "Jeder hat im Trainingszentrum ab 9.00 Uhr die Möglichkeit, sich vorzubereiten, bis die Einheit um 10.00 Uhr losgeht." Den Profis müsse bewusst werden, dass sie für ihren Körper selbst die Verantwortung tragen. "Ich muss gar nicht rauf in den Fitness-Raum schauen, um zu sehen, wer sich vorbereitet hat. Und wenn jemand zehn Minuten nach jedem Training verschwindet, nimmt er seinen Job sowieso nicht ernst."

Die jungen Spieler haben die Neuerungen laut Gludovatz teilweise sogar begeistert aufgenommen, so mancher arrivierte Kicker tut sich da schon schwerer. Bei Kapitän Herwig Drechsel etwa machen sich körperliche Defizite immer stärker bemerkbar, was des öfteren zu seiner Verbannung auf die Ersatzbank führte. Der 36-jährige Mittelfeldspieler machte seinem Ärger darüber Ende Februar nach dem 1:1 in Kapfenberg Luft und ging öffentlich auf Gludovatz los. "Auf so etwas reagiert man als Trainer nicht. Aber eins muss er wissen: Ein anderer Trainer nimmt ihm die Binde weg und schmeißt ihn raus", sagte der Teamchef der U20-WM-Vierten 2007.

Angst vor Gegenwind hat Gludovatz nicht. "Ich bin ein sturer Hund. Würde ich meinen Weg nicht gehen, hätte ich meinen Vertrag nicht bis Sommer 2011 verlängert." Was darüber hinaus passiert, weiß der Trainer nicht einmal selbst. "In meinem Alter setzt man sich nur kurzfristige Ziele. Wir sind mit Ried in einer guten Position und werden schauen, im Sommer eine attraktive Mannschaft mit jungen Spielern zusammenzustellen. Über den Rest mache ich mir keine Gedanken."

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