Coronavirus

Corona-Krise: Oberösterreich fordert Bundesheer an

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Das Bundesland rüstet auf. Wegen der steigenden Fallzahlen sollen Soldaten nun das Contact-Tracing übernehmen.

Der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) hat am Montag einen Assistenzeinsatz beim österreichischen Bundesheer angefordert, um das Kontaktpersonen-Management trotz steigender Corona-Infektionszahlen weiter effektiv betreiben zu können. Das teilte das Land in einer Presseaussendung mit. Zehn Mio. Euro sollen für eine Testoffensive lockergemacht werden.

Rund 1.000 Oberösterreicher wählen derzeit täglich die Nummer der Gesundheitsberatung 1450, informierten Stelzer und Gesundheitsreferentin LHStv. Christine Haberlander (ÖVP) am Montag. Man wolle angesichts der steigenden Zahlen die Tests ausweiten. Jeder solle binnen 30 Minuten eine Teststation erreichen können. Die Drive-Ins des Roten Kreuzes werden von zwölf auf 16 aufgestockt, die mobilen Teams ebenfalls verstärkt. Im Bedarfsfall will man auch die Laborkapazitäten erhöhen.

Weiters sollen künftig Kontaktpersonen der Kategorie eins auch dann getestet werden, wenn sie keine Symptome haben. Bei positiven Fällen an Schulen sollen alle Mitschüler derselben Klasse getestet werden. Zudem werden die Testaktivitäten in den Alten- und Pflegeheimen verstärkt. Bezüglich der Finanzierung warte man derzeit auf die Genehmigung des Bundes. Bis dahin trete das Land mit zehn Mio. Euro in Vorleistung, so Stelzer und Haberlander. Das habe die Landesregierung am Montag beschlossen.

Wiedereinführung der Maskenpflicht

In sämtlichen Amtsgebäuden des Landes Oberösterreich muss ab kommenden Dienstag, 7. Juli, wieder ein Mund-Nasenschutz getragen werden. Das teilte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Sonntag in einer Presseaussendung mit. Weiters rief er die Städte und Gemeinden dazu auf, dem Beispiel zu folgen und in ihren Wirkungsbereichen die Maskenpflicht vorübergehend wieder einzuführen.

Nach dem Land Oberösterreich hat auch die Stadt Wels eine Maskenpflicht in ihren Amtsgebäuden verfügt. Ab Dienstag muss dort Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Wels, das zwischenzeitlich bereits ohne Infektion gewesen war, ist vom neuerlichen Aufflammen von Covid-19 und auch den daraus resultierenden Schulschließungen in mehreren oö. Bezirken betroffen.

Zudem wurden wegen der steigenden Zahl von Corona-Erkrankungen vom Gesundheitsdienst der Stadt auch die FSME-Impfungen vorübergehend ausgesetzt. Am Montag wurden in Wels 26 Erkrankte gezählt, 69 Personen standen unter Quarantäne.

Fälle in OÖ: Fleischbetriebe, Schulen und Kirchen-Cluster

In Oberösterreich ist die Zahl der Infizierten am Montag erneut gestiegen - von 393 Sonntagabend auf 418 Montagmittag. Neue Fälle wurden aus fleischverarbeitenden Betrieben gemeldet, auch der "Freikirchen-Cluster" ist nochmals größer geworden. Zwei Schulen wurden behördlich geschlossen.
 

Zwei Schulen in Oberösterreich behördlich geschlossen

In Oberösterreich sind am Montag zwei Schulen behördlich geschlossen worden: Betroffen sind die Volksschule Mehrnbach (Bezirk Ried) und die Neue Mittelschule Hofkirchen an der Trattnach (Bezirk Grieskirchen). In fünf Bezirken - Linz-Stadt, Linz-Land, Wels-Stadt, Wels-Land und Urfahr-Umgebung haben bereits seit Freitag Corona-bedingt alle Schulen zu.

In der VS Mehrnbach wurden ein Schüler und zwei Lehrkräfte positiv getestet womit in Summe an diesem Standort bereits fünf Personen betroffen sind. In der NMS Hofkirchen sind eine Lehrkraft und ein Mitarbeiter der Schulverwaltung infiziert. Da die Lehrkraft viele Kontakte habe, habe man die Schule ebenfalls behördlich geschlossen hieß es, alle Schüler mussten zum Corona-Test.
 

Mehr Fälle in Schlachthöfen

Die Zahl der von Covid-19-Infektionen betroffenen fleischverarbeitenden Betriebe in Oberösterreich ist am Montag weiter angestiegen: Mittlerweile sind vier Unternehmen betroffen, insgesamt 13 Mitarbeiter wurden laut Krisenstab im Rahmen von Screenings positiv getestet. Weitere Tests sollen rasch folgen.

Bereits am Wochenende waren insgesamt zehn Fälle in drei Betrieben in den Bezirken Wels-Land, Ried und Braunau bekannt geworden. Sie sind im Rahmen eines Screening-Programms entdeckt worden. Alle drei Unternehmen zeigten sich gegenüber der APA optimistisch, dass die Infektionsketten ausgeforscht seien und es zu keinen weiteren daraus resultierenden Fällen mehr kommen werde.

Beim Fleischverarbeiter Tann in Marchtrenk (Bezirk Wels-Land) gibt es laut Behörden fünf, laut Unternehmen vier Fälle. Mittlerweile seien so gut wie alle der rund 190 Mitarbeiter am Standort getestet worden - alle mit Ausnahme der bekannten Fälle negativ. Bei Hubers Landhendl in Pfaffstätt sind zwei Mitarbeiter betroffen, die laut Unternehmen allerdings im Büro tätig seien und nicht in der Produktion.

Beim Fleischverarbeiter Großfurtner, wo drei Mitarbeiter infiziert sind, geht man wie in den anderen Unternehmen davon aus, dass die Infektionskette bereits geschlossen ist. Im betroffenen Werk in Martin im Innkreis wurden bereits 180 der insgesamt rund 400 Mitarbeiter getestet, der Rest soll noch am Montag erfolgen, hat der Krisenstab des Landes entschieden. Bei Landhof in Linz sind, wie am Montag bekannt wurde, drei Mitarbeiter - zwei aus der Verwaltung und eine Person aus dem Verpackungsbereich - bei einem Screening aller anwesenden Beschäftigten positiv getestet worden. Die restlichen 206 waren negativ.

Während der Fleischer-Innungsmeister Willibald Mandl im Gespräch mit dem ORF-Radio Oberösterreich die Ursache der Fälle in fleischverarbeitenden Betrieben darin sah, dass sich ausländische Leiharbeiter beim Pendeln von ihren Heimatländern nach Oberösterreich und zurück angesteckt haben könnten und "in den Unterkünften sehr eng beisammen" seien, wies man das etwa bei Großfurtner scharf zurück: Die Mitarbeiter würden alle in Privatwohnungen leben. Auch bei Landhof wehrt man sich gegen einen Vergleich mit Verhältnissen wie in Deutschland.

Für Anka Lorencz, Geschäftsführerin des Lebensmittelgewerbes in der Wirtschaftskammer Österreich, ist es aufgrund des regionalen Corona-Clusters in Oberösterreich nicht überraschend, dass sich auch Mitarbeiter der Branche darunter befinden würden. Sie wies - ähnlich wie auch der oberösterreichische Agrarlandesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) - angesichts des massiven Corona-Ausbruchs beim deutschen Fleischverarbeiter Tönnies darauf hin, dass die rechtliche und soziale Situation in Österreich und Deutschland "keinesfalls vergleichbar" seien, weil die österreichischen Fleischverarbeiter deutlich kleiner und regionaler seien und zudem ein kollektivvertraglicher Mindestlohn gelte. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) forderte indes eine "rasche und umfassende" Reaktion. Ein Weiterarbeiten in Betrieben mit bestätigten Infektionen könne nicht gut gehen.



 

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