73 % surfen täglich

120.000 sind Internet-süchtig

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Niemand kann heute mehr auf das Internet verzichten. Negative Folge: Auch die Zahl der Süchtigen steigt. Derzeit sind es schon 120.000.

5,71 Millionen Österreicher nutzen das Internet und circa vier Millionen von ihnen tun das sogar täglich. Aber: Längst nicht alle tun es auch freiwillig. Spielen, surfen, Mails schreiben oder mit Freunden chatten – für Zehntausende ist aus Spaß längst Ernst geworden. Denn wie Gesundheitsminister Alois Stöger (SP) nun bekannt gab, leiden aktuell bis zu 120.000 Österreicher an der sogenannten Internet-Sucht. Und Experten vermuten: In den kommenden Jahren wird diese Zahl sogar noch weiter steigen!

73 % der Österreicher sind täglich im Internet
Ein Grund für die erschreckend hohe Anzahl von Süchtigen: Die Nutzung des Netzes ist in den letzten Jahren nahezu explodiert. So gingen 1996  nur vier Prozent der Österreicher regelmäßig und mehrmals die Woche ins Internet. Heute sind es schon 73 Prozent. Vor 15 Jahren shoppten nur ein Prozent aller Österreicher im Internet, sind es heute schon 59 Prozent. Und mit mehr Nutzern steigt auch automatisch die Zahl der Suchtgefährdeten.


Folgen der Sucht: Soziale Störungen & Kontrollverlust

„Wenn Menschen in ihrer Erstwelt nicht befriedigt werden, steigt die Gefahr, dass sie sich in eine Parallelwelt flüchten. Das Internet ist da eine Möglichkeit“, erklärt Psychoanalytikern Rotraud Perner im Gespräch mit ÖSTERREICH (siehe links).
Anzeichen einer Sucht: Kontrollverluste, soziale Störungen, nachlassende Arbeitsfähigkeit, unüberwindliches Verlangen immer wieder ins Internet einzusteigen.
Betroffen sind dabei besonders Junge, da sie es auch sind, die mit dem Medium bereits aufgewachsen sind und die meiste Zeit online verbringen. 94 Prozent aller 14- bis 39-Jährigen sind täglich im Netz.

Psychoanalytikerin Rotraud Perner im Interview

„Eine Flucht aus der realen Welt“
ÖSTERREICH:
Frau Prof. Perner, haben Sie in der Praxis bereits Erfahrung mit Internet-Sucht gesammelt?
Rotraud Perner: Ja, es gab solche Fälle und ich habe auch mit den Angehörigen gesprochen. Meist geht es darum, dass diese Menschen ihre Energie nicht aus der Familie oder der Natur beziehen können, sondern sie im Internet suchen.
ÖSTERREICH: Es geht um die Entstehung einer Parallelwelt?
Perner: Wenn jemand in der Erstwelt nicht befriedigt wird, steigt die Gefahr, dass er in eine Parallelwelt flüchtet. Solche Menschen können die Realitätssicht verlieren und sich auch von anderen stark abgrenzen.
 

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