Direkte Einbindung

Facebook drängt auf Medieninhalte

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Experte: "Dieser Versuch ändert die Spielregeln im Internet gewaltig".

Facebook will künftig selbst Medieninhalte und komplette Nachrichtenstorys in seinem Netzwerk anbieten. Ein erster Test mit großen Medienmarken wie der "New York Times" oder "BuzzFeed" soll demnächst starten. Österreichische Online-Experten sehen diese Entwicklung kritisch. "Facebook drängt sich damit zwischen Verlage und Leser", erklärte Russmedia Digital-Geschäftsführer Gerold Riedmann in einem Interview.

Pläne höchst umstritten
Die Pläne des sozialen Netzwerks schlagen denn auch international hohe Wellen. Verlage, die das Facebook-Angebot annehmen, würden zwar anfänglich von höheren Reichweiten profitieren, müssten sich aber letztlich den Click- und Werbe-Gesetzen Facebooks unterwerfen, so die Kritik. Die Macht, die Facebook als "Pressebaron" über Leser und Anbieter erhalten würde, sei zu groß, monierte etwa das US-Magazin "The Atlantic". Und Joshua Benton, Direktor am Nieman Journalism Lab, meinte, dass das für Medienverlage die Art von Entscheidung sein könnte, auf die man in einigen Jahren zurückblickt und feststellt, dass das der Moment war, in dem wir über den Tisch gezogen wurden. US-Medienexperte Ken Doctor sieht in einer Kooperation mit Facebook hingegen den Schlüssel für eine zukunftsorientierte Leserstrategie von klassischen Medienhäusern.

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"Dieser Versuch ändert die Spielregeln im Internet gewaltig", findet Russmedia Digital-Chef Riedmann. "Der zwischenzeitlich leider verstorbene 'New York Times'-Medienjournalist David Carr hat diese Landnahme von Facebook schon im Herbst 2014 vorhergesehen. Facebook wird damit zur Plattform, die es zu verlassen gar nicht mehr lohnt." Das soziale Netzwerk ist längst zum wichtigsten Traffic-Lieferanten für Nachrichtenmedien im Internet geworden. Im Mobilbereich ist das sogar noch stärker der Fall.

Verlage liefern sich Facebook aus
Riedmann: "Facebook will nun selbst nicht mehr Traffic liefern, sondern das Publikum auf dem eigenen Gelände halten. Es geht im Hintergrund natürlich darum, wem die Kundenbeziehung auf den Smartphones gehört. Lockstoff für den ein oder anderen verzweifelten Verlag ist die Chance, mit Facebook Geld zu verdienen. Wir liefern uns jedoch damit völlig Facebook aus: Facebook definiert, ob eine Facebook-Präsenz mit Zehntausenden Likes auch fortan kostenfrei zu haben ist. Facebook definiert, welche Nachrichtenbeiträge, Kommentare und Reporterbilder okay und welche nicht okay sind. Facebook definiert, wie viel Daten und Geld Verlags-Partner erhalten. Das ist keine Kooperation auf Augenhöhe."

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