Streit: Google Books

Google macht nun doch Zugeständnisse

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Europäische Verlage sollen beim neuen Online-Dienst mehr Mitspracherecht bekommen.

Mit neuen Konzessionen für europäische Länder lenkt Google im laufenden Buchstreit über den Online-Dienst "Google Books" nun ein. Wie die "Financal Times" berichtet, hat Google 16 führenden europäischen Verlagen ein Angebot vorgelegt. In Zukunft sollen neben den amerikanischen auch zwei europäische Vertreter im Führungsgremium des Registers für Buchrechte sitzen. Außerdem sollen laut dem Bericht europäische Verlage bereits vor der Digitalisierung europäischer Werke in den Beratungsprozess miteinbezogen werden.

Wie die Verlage auf das neue Google-Angebot reagieren wird sich in den nächsten Tagen/Wochen herausstellen.

Ausgangspunkt
Die Einigung, das "Google Book Settlement", sieht vor, dass Google gegen eine Zahlung von 125 Millionen Dollar (87,6 Mio. Euro) auch Copyright-geschützte Bücher für die Online-Suche ins Netz stellen darf. Die im vergangenen Oktober geschlossene Vereinbarung muss am 7. Oktober noch von einem New Yorker Gericht genehmigt werden. Zudem hat das US- Justizministerium eine Untersuchung der Wettbewerbsfolgen eröffnet.

Zahlreiche Kritik aus diversen Ländern
Im deutschsprachigen Raum stieß die Einigung auf massive Kritik. Die deutsche Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) äußerte in einem Brief an das Gericht die Bedenken der deutschen Bundesregierung. In einem schriftlichen Appell protestierten mehr als tausend Unterzeichner, darunter prominente Autoren wie Hans Magnus Enzensberger und Daniel Kehlmann, gegen das "Settlement". Zwar soll der Vergleich nur in den USA gelten, jedoch sind unter den dort eingescannten Büchern auch Millionen Werke nicht-amerikanischer Autoren. Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) hat eine New Yorker Anwaltskanzlei für die Vertretung heimischer Interessen beauftragt. "Google hat sich wissentlich über geltendes Urheberrecht hinweggesetzt", kritisierte HVB-Präsident Gerald Schantin, und verwies auf den "enormen Schaden", den Autoren, Verleger und die Buchbranche durch den geplanten Vergleich erleiden würden.

Europäische Kommission lenkte ein
EU-Medienkommissarin Viviane Reding forderte Anfang Juli, neue EU-Regeln zu schaffen, um die Digitalisierung von Büchern voranzutreiben. Nach US-Vorbild favorisiert die Kommissarin eine Europa-weite "Book Rights Registry". Dieses Register sammelt Informationen über die Rechteinhaber und verteilt die Einnahmen für digitalisierte Bücher. Dabei geht es um Werke, die nicht mehr gedruckt und somit im Handel nicht mehr erhältlich, oft aber noch urheberrechtlich geschützt sind.

"Ich verstehe die Ängste von vielen Verlegern und Bibliotheken vor zu viel Marktmacht für Google", sagte die Kommissarin. Gleichzeitig habe sie aber auch Verständnis für zahlreiche Internet-Unternehmen, die gerne interessante Geschäftsmodelle anbieten würden, dies aber wegen des fragmentierten Regulierungssystem in Europa nicht könnten.

Wie berichtet hat Google in den vergangenen Jahren rund zehn Millionen Bücher digitalisiert, darunter aber auch viele, die nicht urheberrechtlich geschützt sind. Dabei arbeitet der Internet-Konzern mit weltweit rund 30 Bibliotheken zusammen. In Europa gehören unter anderem die britische Oxford Library sowie die Bayerische Staatsbibliothek in München dazu. Derzeit steht Google mit französischen und italienischen Bibliotheken in Verhandlungen.

EU-Kommission tagt ab Montag zu diesem Thema
Eine "europäische Lösung" solle "frischen Wind" in die Diskussion bringen und "jedem Bürger mit einer Internetverbindung Zugang zu Millionen von Büchern ermöglichen, die heutzutage in verstaubten Regalen versteckt sind", erklärten die zuständigen Kommissare (Viviane Reding und Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy).

Hintergrund der Anhörung, die am Montag in Brüssel begann, ist der Vergleich zwischen Google und den US-Autorenverbänden in den USA.

Die beiden EU-Kommissare betonten dazu in ihrer Mitteilung, dass die europäische Gesetzgebung in Sachen Copyright sehr fragmentiert sei - insbesondere was Bücher angeht, die nicht mehr gedruckt werden. Reding hatte schon Anfang Juli gefordert, neue EU-Regeln zu schaffen, um die Buch-Digitalisierung zu fördern.

Nach US-Vorbild favorisiert sie eine Europa-weite "Book Rights Registry". Dieses Register sammelt Informationen über die Rechteinhaber und verteilt die Einnahmen für digitalisierte Bücher. Dabei geht es um Werke, die nicht mehr gedruckt und somit im Handel nicht mehr erhältlich, oft aber noch urheberrechtlich geschützt sind.

Wie die EU-Kommission auf das neue Google-Angebot reagiert, wurde bisher noch nicht bekannt.

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