Bewusstsein schaffen

Hacken bald als Schulfach?

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Experte fordert bessere Bildung in puncto Datensicherheit in Schulen.

Ob Soziale Medien, Bankgeschäfte am PC, Einkaufen über Smartphone oder die Messung der Fitness per Smartwatch: Die Digitalisierung des Alltags entwickelt sich immer weiter. Die Risiken werden jedoch oft auf die leichte Schulter genommen. Der Europäische Hacker-Preisträger Aron Molnar plädierte in dieser Woche in Graz für bessere Bildung in puncto Datensicherheit in österreichischen Schulen.

Die digitalen Entwicklungen verändern zunehmend unser Alltagsleben. Intelligente Technologien ermöglichen u.a., dass wir mit Smartphones nicht nur telefonieren, sondern mobil bezahlen, Navigationsservices nutzen oder Haushaltsgeräte aus der Ferne steuern. Berufliche wie auch private Kommunikation findet in immer größer werdenden Umfang auf digitaler Basis statt. Und ein großer Teil der Bevölkerung tauscht sich regelmäßig über soziale Netzwerke im Internet aus - und gibt dabei so viele personenbezogene Informationen freiwillig preis wie nie zuvor.

„Die Welt hat sich rapide verändert. Während in den 1990er-Jahren ein Mobiltelefon noch ein Privileg war, sind Tablet und Smartphone heute Standards. Sie sammeln gigabyte-weise Daten. Die interessante Fragen, die sich viele Leute aber nicht stellen, ist: "Wo landen die Daten und was passiert damit?", führte Stefan Haas, Vorstandsvorsitzender der TÜV Austria Holding, in einer Podiumsdiskussion zur Thematik "Total vernetzt und trotzdem sicher" im Grazer Kunsthaus ein. Der TÜV-Dienstleistungsbereich "Informationssysteme" fokussiert u.a. auf die Bereiche Informationssicherheits-Management für Unternehmen oder Technische IT. Aber auch Themen wie Security, Datenschutz und IT-Compliance bis hin zur Mobile und Cloud Security werden behandelt.

Hacker-Preisträger
Als Diskutant war u.a. Aron Molnar eingeladen. Er gehörte dem österreichischen Team aus Hackern an, die im Vorjahr bei der "European Cyber Security Challenge" in Luzern den Titel geholt haben. An der FH St. Pölten hat er das Bachelor Studium IT Security absolviert. Molnar studiert im Master Studiengang Information Security, um IT-Systeme gegen Cyber-Angriffe zu verteidigen oder diese erst gar nicht zuzulassen.

Aus seiner Sicht ist das Bewusstsein zum Schutz eigener Daten nicht ausreichend. Denn neben den unzähligen Möglichkeiten, die das Internet im Alltag bietet, birgt diese Form des "Online-Lebens" auch Gefahren: "Eine große Anzahl der Nutzer beispielsweise von sozialen Medien ist mit den Konsequenzen ihres Tuns überfordert", urteilte Molnar.

„Sind Daten einmal veröffentlicht, so sind sie für immer gespeichert. Dazu zählen nicht nur Daten, die man bewusst mit der Öffentlichkeit teilt, sondern auch die Benutzung von Suchmaschinen, das Einloggen auf Plattformen oder schlicht und einfach das Besuchen von Webseiten", wie Molnar ausführte. "Die Frage ist, wie machen wir es den Leuten bewusst." Denn bei allen technischen Möglichkeiten des Schutzes der Privatsphäre im Internet gebe es nach wie vor ein Problem: "Die größte Schwachstelle ist der Mensch", wies Molnar auf ein mangelndes Bewusstsein für Datenschutz und Privatheit hin.

Dieses ist aus Molnars Sicht auch auf unzureichende schulische Vermittlungsarbeit zurückzuführen: "Das, was die Schüler diesbezüglich lernen, ist Mangelware, und was sie lernen, ist mangelhaft", lautete das harsche Urteil des IT-Sicherheitsexperten. Das liege auch daran, dass man als IT-Fachmann, wenn man in Schulen unterrichten wolle, eine dreijährige pädagogische Ausbildung absolvieren müsse. "Da müsste sich das Schulsystem schon ein bisschen mehr öffnen", so Molnar.

Appell an Unternehmen
Ausfallsichere Netzwerke und Applikationen, Sicherheit vor nicht autorisierten Zugriffen und der Schutz der eigenen Daten vor Zerstörung und Diebstahl sind Themen, mit denen sich Unternehmen zunehmend beschäftigen müssen. Der Wiener Trend- und Zukunftsforscher Franz Kühmayer appellierte an Unternehmen, sich gegenüber dem digitalen Wandel zu öffnen: "Die Zukunft der Digitalisierung ist deutlich mehr als das gleiche wie jetzt, nur schneller." Er skizzierte die digitale Revolution in drei Phasen: Überführung von der analogen in die digitale Form, Transformation und "Disruption", wie er es nannte.

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