Das Web als Sucht

Immer mehr Menschen sind online-süchtig

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Internetabhängigkeit nimmt zu. Suchtexperte appelliert: Bei auffallendem Computergebrauch Beratungsstellen aufsuchen.

Internetnutzer werden immer mehr - und mit ihnen wächst die Zahl der Internetsüchtigen. Über 3,95 Millionen Österreicher gehen mehrmals pro Woche online, wie der Austrian Internet Monitor (AIM) aus dem vierten Quartal 2007 zeigt. Mit zunehmender Verfügbarkeit des Internet steigt auch die Internetsucht, warnt Michael Musalek, Leiter des Anton-Proksch-Institus für Suchterkrankungen.

Verlauf ähnelt klassischem Suchtverhalten
Die Internetsucht zählt neben Glücksspiel-, Arbeits- und Kaufsucht zu den gesicherten Suchtformen. Die Symptome und der Verlauf dieser Krankheit ähneln denen bei Alkohol-, Tabletten- oder Drogensucht. Der Betroffene verliert die Kontrolle über seinen Internetkonsum - er braucht eine immer höhere Dosis - andernfalls kommt es zu Entzugserscheinungen, berichtet Musalek. Wird der Abhängige vom Computer ferngehalten, reagiert er mit Unruhe und Aggressivität, es kommt zu Schlafstörungen, Hitzewallungen bis hin zu Angstzuständen.

Internetsüchtige stellen - wie andere Abhängige - ihre Droge in den Lebensmittelpunkt. "Alle anderen Tätigkeiten werden vernachlässigt, es gibt kein Freizeitverhalten mehr", erklärt der API-Chef. Die Betroffenen isolieren sich, soziale Kontakte werden abgebrochen. Kranke Internetnutzer gelangen meist über Online-Glücksspiele oder Fantasy-Spiele zu ihrer Sucht.

Weite Verbreitung
Laut Musalek ist die Online-Sucht besonders weit verbreitet, weil die Verfügbarkeit des Internet so hoch ist. Die Krankheit stellt sich schleichend ein und wird daher oft nicht erkannt. Es beginnt mit einem erhöhtem - also mehrstündigen - täglichen Gebrauch. Zum "problematischen Gebrauch" wird die Internetnutzung, wenn man beginnt, das Leben aufs Internet zu zentrieren, um dadurch etwa vorhandene Ängste, wie Sozialphobie, zu kompensieren. Musalek rät allen, deren Internetkonsum auffallend hoch ist, sich an Beratungsstellen des Anton-Proksch-Institutes zu wenden, um prüfen zu lassen, ob ihr Verhalten bereits problematisch ist. "Man sollte unbedingt Hilfe in Anspruch nehmen."

Therapie problematisch
Besonders problematisch ist auch die Therapie der Internetsucht, weil eine völlige Abstinenz in der heutigen Zeit kaum realisierbar ist. Arbeitsgruppen tüfteln derzeit an einer fachgerechten Behandlungsmethode. Die Krankheit wächst direkt proportional zum zunehmenden Internetkonsum. Statistiken über die Anzahl der Betroffenen gibt es nicht. In Deutschland wird die Zahl der Computersüchtigen auf 1,5 Millionen geschätzt.

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