Börsengang

Twitter hofft auf eine Milliarde Dollar

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Erster Einblick in das Geschäft zeigt, wieso es noch nie einen Gewinn gab.

Der Kurznachrichtendienst Twitter will bei seinem Börsengang bis zu eine Milliarde Dollar (rund 736 Mio. Euro) einnehmen. Das Unternehmen schreibt bis jetzt Verluste, während der Umsatz wächst. Das geht aus dem Börsenprospekt hervor, den Twitter in der Nacht zum Freitag vorlegte. Der Online-Dienst hatte den seit langem erwarteten Börsengang vor drei Wochen angekündigt, zunächst aber alle Details geheimgehalten.

Die Investoren soll vor allem die große Reichweite anlocken: Laut dem Börsenprospekt hat Twitter mehr als 215 Millionen aktive Nutzer pro Monat. Rund 100 Millionen Menschen nutzten den Dienst sogar täglich, "und das annähernd weltumspannend", hieß es. Sie schrieben rund 500 Millionen Tweets pro Tag - das sind die maximal 140 Zeichen langen Nachrichten, die auch Links zu Fotos, Videos oder Websites enthalten können.

Noch kein Termin
Einen genauen Termin für den Börsengang nennt Twitter bisher nicht. Gerechnet wird mit November. Zunächst muss Twitter die Anleger auf einer sogenannten Roadshow überzeugen, ins Unternehmen zu investieren.

Die Anleger werden sich nun die Geschäftszahlen ganz genau anschauen: Während Twitter im Jahr 2010 erst 28 Mio. Dollar an Einnahmen hatte, waren es 2011 schon 106 Millionen und im vergangenen Jahr dann 317 Millionen. Und Twitter wächst weiter: Im ersten Halbjahr diesen Jahres hat das Unternehmen bereits 254 Mio. Dollar Umsatz gemacht.

Allerdings verliert Twitter - wenig überraschend für Experten - bisher Geld. Alleine im ersten Halbjahr lag der Verlust bei unterm Strich 69 Mio. Dollar und war damit fast eineinhalb Mal so hoch wie im Vorjahreszeitraum. Insgesamt sammelte sich in den Jahren ein Minus von fast 420 Mio. Dollar an.

Der Börsengang dürfte zumindest einen neuen Milliardär schaffen: Mitgründer Evan Williams ist größter Anteilseigner mit 12,0 Prozent. Sein Kompagnon Jack Dorsey, der als letzter des Gründertrios noch bei Twitter aktiv ist, kommt auf 4,9 Prozent. Der aktuelle Chef Dick Costolo hält 1,6 Prozent der Anteile.

Werbung
Haupteinnahmequelle des Unternehmens ist Werbung, eingestreut in den Nachrichtenstrom. Fast zwei Drittel der Anzeigen-Erlöse kommen von mobilen Geräten. Dem stehen jedoch hohe Ausgaben für Rechenzentren, neue Produkte und die Vermarktung gegenüber.

Die Aktienplatzierung wird der prominenteste Börsengang eines Internet-Unternehmens seit Facebook im Mai vergangenen Jahres. Facebook kam zuletzt auf 1,15 Milliarden Mitglieder und ist an der Börse inzwischen rund 120 Milliarden Dollar wert. Allerdings brauchte die Facebook-Aktie mehr als ein Jahr, um nach einem anfänglichen Kurseinbruch auf den Ausgabekurs zurückzukehren.

Twitter hat sich zu einem Medium für schnelle Nachrichten gemausert. So ist der Dienst bei dramatischen Ereignissen wie dem Bombenanschlag auf den Marathon in Boston dank seiner vielen Nutzer eine der schnellsten Informationsquellen, wenn auch nicht immer eine der verlässlichsten.

Twitter hatte Mitte September in einem Tweet enthüllt, dass das Unternehmen im Geheimen seinen Börsengang angestoßen habe. Der Kurznachrichtendienst konnte als junges Unternehmen seinen Börsenprospekt zunächst geheim halten.

Der Börsenprospekt ist eine umfangreiche Selbstdarstellung des Unternehmens samt Geschäftszahlen, Risiken, Aussichten und Eigentumsverhältnissen. Als Risiko wird ausdrücklich die Marktmacht größerer Technologiefirmen genannt, allen voran Google.

Twitter verpflichtete neben den federführenden Wall-Street-Häusern Goldman Sachs, JPMorgan Chase und Morgan Stanley unter anderem auch die Deutsche Bank, dem Unternehmen beim Schritt aufs Parkett zu helfen. Das Börsenkürzel lautet "TWTR".

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