Datenverlust

Was tun wenn der USB-Stick streikt?

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Bei Flash-Medien kann Datenverlust haarig werden.

Sie sind die kleinen Allrounder unter den Speichermedien: Die Flash-Sticks – eine Entwicklung der Achtziger Jahre, die mittlerweile millionenfach zu Billigstpreisen im Umlauf ist. So praktisch es auch ist, mittlerweile mehrere Dutzend Gigabytes bequem in der Hosentasche herumtragen zu können, so zweifelhaft ist ihr Ruf in Punkto Datensicherheit. Aus gutem Grund: Denn die USB-Sticks halten nicht immer, was man sich von ihnen verspricht: Nämlich dass die Daten auch verfügbar sind, wenn man sie abgespeichert hat.

Alleine dass diese Geräte nicht einfach ohne Abmeldeprozedur abgesteckt werden können, kann nervig sein. Immerhin kann die Folge eines allzu forschen Abziehens eine Korrumpierung des Dateisystems des Sticks nach sich ziehen. Was das in der Praxis bedeutet ist leicht erklärt: Das Betriebssystem speichern Daten verzögert, um die Performance zu erhöhen. Der Anwender glaubt daher, das Dokument ist gespeichert, und zieht den Stick ab, noch bevor alles gesichert wurde.

Weiters weisen die Sticks eine begrenzte Lebensdauer und Wiederbeschreibbarkeit auf: Nach 10.000 bis 100.000 Schreibvorgängen ist oft Schluss. Da Sticks selten ganz voll sind, würde das bedeuten, dass vor allem die vorderen Bereiche öfter überschrieben werden und der Stick daher defekt wird, obwohl weiter hinten liegende Bereiche noch funktionieren. Daher werden Daten vom Controller nicht der Reihe nach, sondern immer zufällig im Speicherbereich des Sticks verteilt. Das macht die Sache für Datenretter aufwändig: Es bedeutet, dass zur Rekonstruktion eines Sticks ein aufwändiges Rekonstruktionsverfahren gestartet werden muss. Das macht die Sache zeitintensiv und teuer. Somit stellt sich in manchen Fällen die Frage, ob man sich eine Rekonstruktion auch leisten will.

Der Vorteil wiederum ist, dass aufgrund des Zufallsprinzips eine Datei nie an jener Stelle überschrieben wird, an der sie vorher war. Die Daten liegen daher (zwar in unterschiedliche Versionen) aber dennoch mehrfach und damit rekonstruierbar vor. Zudem haben Sticks einen oft nicht zu unterschätzenden Reservespeicher. Auf einem 1-GB-Stick passen oft bis zu 1,2 GB Daten. Diese Bereiche nutzt der Stick ebenfalls zur Lastverteilung und um defekte Bereiche auszublenden. Dies ist vor allem auch dann relevant, wenn man einen Stick „sicher“ löschen will. Es bedeutet, dass selbst bei scheinbar vollständigem Überschreiben etwa ein Fünftel der Bereiche noch mit alten Datenresten vorhanden sein können.

In der Regel gilt bei Datenrettungen von Sticks die Faustregel, dass viele Softwarefehler problemlos behoben werden können. Liegen allerdings Hardwaredefekte vor, müssen Chips mit spezieller Hardware ausgelesen werden, was ein aufwändiges Verfahren darstellt.

Der Autor ist Gründer und Geschäftsführer der Attingo Datenrettung in Wien und Spezialist für Datensicherheit und Datenrekonstruktion.

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© oe24

Von DI. Nicolas Ehrschwendner
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