Zuckerberg Tajani

Facebook-Skandal

Zuckerberg-Show vor EU: 'Es tut mir leid'

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Leichtes Spiel: Der Facebook-Chef jettete für Eineinhalb-Stunden-Gespräch nach Europa.

9.000 Kilometer entfernt von seiner Firmenzen­trale in Kalifornien musste Facebook-Chef Mark Zuckerberg (34) gestern dem EU-Parlament Fragen zum Datenschutz beantworten. Um 18.20 Uhr ging es los. Eine Stunde und zehn Minuten sollte die Befragung dauern (zum Vergleich: Vor dem US-Kongress musste er zehn Stunden lang reden).

„Uns ist klar, dass unsere Instrumente falsch genutzt wurden. Das tut mir leid. Wir verdoppeln die Zahl an Mitarbeitern, die für Sicherheit zuständig sind. Sicherheit ist uns wichtiger als unsere Profite.“

Kein Kreuzverhör

Mehr als eine halbe Stunde lang wurden die Fragen der Abgeord­neten gesammelt. Kreuzverhör wurde es keines: Wegen Zeitdrucks hatte Zuckerberg ein leichtes Spiel, er ließ viele brisante Fragen aus. Der Facebook-Chef überzog um eine Viertelstunde und hörte dann auf. Er versprach, schriftlich auf die Fragen einzugehen. Die Politiker waren verärgert.

"Diese Anhörung hat unsere Erwartungen enttäuscht", erklärten die Grünen-Fraktionsvorsitzenden Philippe Lamberts und Ska Keller. Zuckerberg habe "eine Menge vager Versprechen gemacht". Die Grünen kritisierten auch Tajani, der dafür gesorgt habe, dass Zuckerberg nicht direkt auf jede Frage der Fraktionsvertreter antworten musste, sondern diese in gesammelter Form vorgesetzt bekam.

"Das Format war eine Farce"

Damit habe Zuckerberg "eine 'Sie kommen aus dem Gefängnis frei'-Karte" bekommen, sagte der Ko-Vorsitzende der Europäischen Konservativen und Reformer (EKR), Syed Kamall. Der Facebook-Chef habe "zu viel Raum bekommen, schwierige Fragen zu vermeiden". Mehr Aufschluss über die Tragweite des Skandals um Cambridge Analytica habe die Anhörung jedenfalls nicht gebracht.

"Das Format des Treffens war eine Farce, da kein echter Austausch zwischen Zuckerberg und den Parlamentariern möglich war", erklärte auch der Chef der europäischen Sozialdemokraten im Parlament, Udo Bullmann. Er forderte "eine weitere Aussprache von Zuckerberg und seinem Management vor den beteiligten Ausschüssen des Europäischen Parlaments".
 

Der Skandal

Hintergrund: Die Daten von 87 Millionen Nutzern wurden von der Analysefirma Cambridge Analytica möglicherweise illegal für Wahlwerbung verwendet. Zuckerberg verspricht seit Auffliegen des Skandals mehr Datenschutz.

Die besten Zitate aus dem Hearing

Mark Zuckerberg über Erfolge in der Terrorbekämpfung: 99 % der IS-Inhalte können wir mittlerweile identifizieren und entfernen.

… über seine schwierige Mission im Kampf gegen hass und Terror: Wir wollen Inhalte prüfen, in dem Moment, in dem sie online gestellt werden. Aber das ist nicht leicht. Auch unsere Gegner haben gute Instrumente, um ihre Ziele zu erreichen.

… über Wahlmanipulation: Das hat eine unserer höchsten Prioritäten. Wir wollen verhindern, dass sich irgendwer in Wahlen einmischt. Wir müssen rasch gefälschte Konten identifizieren und löschen. Wir arbeiten mit Wahlbehörden zusammen, und wir nutzen Künstliche Intelligenz.

… über das Datenschutzgesetz: Das werden wir voll und ganz einhalten. Wir schaffen das am 25. Mai.

… über Meinungsfreiheit: Wir sind offen dafür, dass ­jeder seine Ideen verbreiten kann. Das ist für mich eine wichtige Philosophie.

… über den Datenskandal: In Zukunft können Apps nicht so viele Daten absaugen. Rückwirkend wollen wir jede App prüfen, die ­Zugang zu Daten hatte. Wir haben schon 200 davon gesperrt. Aber die Untersuchung dauert noch Monate.

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