Stargast

53. Viennale: Tippi Hedren in Wien

Teilen

Schauspielerin schrieb mit "Die Vögel" und "Marnie" Filmgeschichte.

Man hat den Eindruck, dass kein Stargast besser zur 53. Viennale gepasst hätte: Während das Festival mit "Marnie" einen der größten Hitchcock-Klassiker in Anwesenheit der Hauptdarstellerin Tippi Hedren am 29. Oktober als Gala präsentiert, stellt die heute 85-jährige Tierrechtsaktivistin im Filmmuseum mit "Die Vögel" auch noch ihr Erfolgsdebüt im Rahmen der Retrospektive "Animals" persönlich vor.

Hedren, im Jänner 1930 in New Ulm (Minnesota) unter dem Vornamen Nathalie Kay mit europäischen Wurzeln geboren, begann ihre Karriere als Model, bevor Hitchcock sie entdeckte und für "Die Vögel" (1962) besetzte. "Bis ins kleinste Detail bestimmte er die Anmutung, die Erscheinung und das Schauspiel der damals unerfahrenen Tippi Hedren", schreibt die Viennale in ihrer Ankündigung von einer fast choreographisch inszenierten Darstellungsweise.

Schwieriges Verhältnis
Ein Jahr nach dem verwöhnten Partygirl Melanie Daniels schlüpfte Hedren für Hitchcock in die Rolle der geheimnisvollen "Marnie" und schrieb ein weiteres Mal Filmgeschichte. Doch die Zusammenarbeit der Schauspielerin und ihres wahnhaften Regisseurs, der Hedren obsessiv in Anspruch nahm, von der restlichen Filmcrew isolierte (nicht einmal ihre Tochter Melanie Griffith durfte Hedren im Studio besuchen) und ihren Angaben zufolge mehrfach sexuell bedrängte, war im Anschluss zu Ende.

Detailliert aufgearbeitet wurde das Verhalten des Regisseurs in Donald Spotos Hitchcock-Büchern und dem darauf basierenden Fernsehfilm "The Girl" (2012) mit Sienna Miller als Hedren und Toby Jones als Hitchcock. Hedren selbst sagte vor zwei Jahren der "New York Times" dennoch, dass sie den Filmemacher immer noch bewundern könne. "Er hat zwar meine Karriere ruiniert, nicht aber mein Leben."

Da Hitchcock seine Muse damals unter Vertrag hatte und alle an sie gerichteten Rollenangebote in den Jahren darauf ablehnte, kam Hedrens Karriere nach "Marnie" zum Erliegen. Dass später der über elf Jahre mit unzähligen Raubkatzen und teilweise unter Lebensgefahr produzierte Abenteuerfilm "Roar" (1981) an den Kinokassen floppte, erwies sich als weiterer Rückschlag. Seit den 1990ern ist Hedren aber wieder konstant als Schauspielerin in Kino und Fernsehen aktiv.

"Roar", in dem Hedren mit Melanie Griffith spielt und der auch bei der Viennale gezeigt wird, führte zwei Jahre später zur Gründung des Tierschutzgebiets Shambala Preserve am Rand der Mojave-Wüste in Kalifornien. Hedren engagiert sich seither stark für den Tierschutz und wohltätige Zwecke und unterstützt das Ressort, das heute rund 70 Wildtiere, vor allem Raubkatzen, beherbergt. Keine Schauspielerin dürfte sich somit im Rahmen einer Retrospektive zum Tier im Film wohler fühlen.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.