25. Geburtstag

"Against Method" in der Generali Foundation

Teilen

Sandqvist kuratierte Schau zum Ende des Jubiläumsprogramms.

"Es ist eine unglaublich reiche und stimmige Sammlung, und es ist ein hoch professionelles und feinfühliges Team. Es ist die reine Freude hier zu arbeiten." Jede Menge Rosen streute die schwedische Kunsthistorikerin Gertrud Sandqvist, Dekanin an der Kunstakademie Malmö, am 12. September in der Generali Foundation. Als dritte internationale Kuratorin nach Guillaume Desanges und Helmut Draxler war sie eingeladen worden, zum Abschluss einer Ausstellungsserie zum 25-Jahr-Jubiläum einen spezifischen Blick auf die Sammlung zu werfen. Sandqvist entschied sich für ein Vorgehen "Against Method". Die Schau wird heute Abend eröffnet.

Drei Sichtweisen zum Jubiläum
Die drei Sichtweisen seien extrem unterschiedlich gewesen und hätten es ermöglicht, das Wesen der Konzeptkunst, ihre heutige Stellung und ihr Sammeln und Ausstellen umfassend zu reflektieren, sagte die Leiterin Sabine Folie. Noch umfassender wird nur noch die rund 600-seitige Jubiläumspublikation "über das Sammeln und Ausstellen konzeptueller Kunst nach der Konzeptkunst", die soeben in die Druckerei gegangen ist und am 11. Oktober präsentiert wird. Zwölf Kuratoren und Theoretiker beschäftigen sich in dem Band mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieser Kunstgattung. Einerseits befände man sich "in einem Moment der Historisierung" der Konzeptkunst, anderseits seien "Konzeptkunst und Institutionenkritik vom Mainstream aufgesogen" worden, so Folie.

Objekte im Mittelpunkt
In "Against Method" gehe es "diesmal weniger um das Display, sondern um die Objekte selbst". Ausgehend von Paul Feyerabends Buch "Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchischen Erkenntnistheorie" (1975), in dem der österreichische Philosoph und Wissenschaftstheoretiker der Irrationalität den Vorzug gegenüber der Systematik gibt, hat Sandqvist in der Sammlung Generali Foundation Ambivalenzen zwischen konzeptioneller Grundlage und sinnlicher Objekthaftigkeit der gesammelten Kunstwerke nachgespürt und "Wahlverwandtschaften" hergestellt.

Zentral ist "Prototype I"  
Zentral für Sandqvists Ansatz ist Mary Kellys "Prototype I" aus ihrem "Post-Partum Document" (1974-79), in dem die US-Künstlerin die Beziehung zu ihrem Sohn während seiner ersten Lebensjahre mit akribischer Systematik und Ästhetik verarbeitet hat - quasi Windeln und Wissenschaft verbindet. "Dafür hat sie Kritik von beiden Seiten einstecken müssen - von den Konzeptkünstlern ebenso wie von den Feministinnen", erzählte die Kuratorin schmunzelnd. Dazu in Beziehung gesetzt wird als "Antepartum"-Dokument ein Video des Bauches der hochschwangeren Künstlerin sowie Hans Haackes "Condensation Cube" - eine leere Vitrine, in der innen Kondenswasser die Scheiben beschlägt.

Weitere Künstler vertreten
Mit Lili Dujourie, VALIE EXPORT/Peter Weibel, Morgan Fisher, Isa Genzken, Andrea Geyer, Dan Graham, Joachim Koester, David Lamelas, Martha Rosler, Ana Torfs, Franz West und Heimo Zobernig haben es zwar viele der "üblichen Verdächtigen" in die Auswahl "Against Method" geschafft, doch sind die Videos, Fotos und Installationen überaus beziehungsvoll ausgewählt.  Der (nackte) Körper als Identität und Provokation ist eines jener Motive, die einem dabei immer wieder begegnen. Und in einer dunklen Ecke findet sich auch eine provokante Arbeit, mit der Andrea Fraser vor einem Jahrzehnt Aufsehen erregte: In "Untitled" sieht man sie in einem New Yorker Hotelzimmer mit einem Kunstsammler schlafen, der sich zuvor dazu verpflichtet hatte, die dabei entstehende Videodokumentation zu erwerben. Radikale Konzeptkunst, in der verschiedene Gesellschafts- und Wirtschaftskonzepte aufeinanderprallen. Die Ausstellung wird von einem Veranstaltungsprogramm mit Kuratorinnenführungen, Gesprächen mit Künstlerinnen sowie einem Symposium (12. Dezember) begleitet. Im kommenden Jahr sind Ausstellungen zu Ulrike Grossarth und zur Textilkunst vom Bauhaus bis in die Gegenwart geplant.

Info
"Against Method. The Collection Seen by Gertrud Sandqvist", Generali Foundation, 13. September bis 22. Dezember, Wien 4, Wiedner Hauptstraße 15, foundation.generali.at


 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo