In Baden

Arnulf Rainer - Museum eröffnet!

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"Aller Anfang ist schwer" als erste Ausstellung im ehemaligen Frauenbad

Am Freitag, 25.9., wird im ehemaligen Frauenbad von Baden bei Wien am Nachmittag das Arnulf Rainer Museum eröffnet.

Rainer - "nicht als Mausoleum und auch nicht als Denkmal"
Der Künstler, der durch seine Übermalungen weltweite Bekanntheit erlangte und am 8. Dezember 80 Jahre alt wird, wurde in Baden geboren. Er sieht das ihm gewidmete Museum "nicht als Mausoleum und auch nicht als Denkmal". Die erste Ausstellung zeigt unter dem Titel "Aller Anfang ist schwer" frühe Meisterwerke von Arnulf Rainer. Am Sonntag, 27.9., startet der Museumsbetrieb mit einem Tag der offenen Tür.

Nachkriegskunst
Rainers meist von vielen Strichen übermaltes Gesicht zählt zu den bekanntesten Insignien österreichischer Nachkriegskunst: Mit seinem umfangreichen Werk, von der Übermalung religiöser Symbole bis zum landschaftlichen Fehlfoto, ist Arnulf Rainer seit Jahrzehnten in den wichtigsten Museen der Welt zu Hause und mit den bedeutendsten Kunstauszeichnungen dekoriert. Etwa zwei Monate vor seinem 80. Geburtstag am 8. Dezember bekommt der österreichische Maler nun auch ein eigenes Museum in Baden bei Wien, das am Sonntag (27.) erstmals seine Pforten öffnet. "Das Leben ist nur ein Abglanz der Kunst", kommentierte Rainer einmal eine seiner Ausstellungen. Sein eigenes Leben ist schon lange in den Glanz der Kunst getaucht.

"Kunstkompass"-Liste
Auf der "Kunstkompass"-Liste der international meistbeachteten zeitgenössischen Künstler macht Rainer seit Jahren beständig Plätze gut, heuer liegt er auf Rang 68. Denn auch in seinem achten Lebensjahrzehnt bediente der Künstler, der hauptsächlich auf seinem umgebauten Bauernhof im Innviertler Enzenkirchen und im Winter auf Teneriffa lebt und arbeitet, seine Galeristen - etwa die Wiener Galerie Ulysses, die Schärdinger Galerie am Stein oder die Gmundner Galerie 422 - mit immer neuen Werken. Auch in den Museen ist es mit der voriges Jahr in der Orangerie des Belvedere gezeigten Schau zu Rainers Arbeiten mit Dieter Roth oder einer umfangreichen Werkschau im Klagenfurter Museum Moderner Kunst alles andere als ruhig um das ehemalige Enfant terrible geworden.

Details zum Leben von Arnulf Rainer lesen Sie auf der nächsten Seite

Arnulf Rainer wurde 1929 in Baden bei Wien geboren. Von 1940 bis 1944 besuchte er die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Traiskirchen. Nach der Staatsgewerbeschule in Villach, wo er 1949 maturierte, wurde er sowohl an der Hochschule für angewandte Kunst als auch für bildende Kunst aufgenommen, die er aber beide nach wenigen Tagen wegen Kontroversen mit seinen Lehrern verließ. Gemeinsam mit Fuchs, Lehmden, Brauer, Hollegha und Mikl gründete er 1950 die "Hundsgruppe", 1953 begegnete er dem Priester Otto Mauer. In dessen "Galerie nächst St. Stephan" war Rainer schließlich mit seinen ersten Einzelpräsentationen sowie mit Hollegha, Prachensky und Mikl als Malergruppe "Galerie St. Stephan" zu Hause.

Verurteilung
Mit Beginn der 50er Jahre wandte sich Rainer nach erstem Interesse für Surrealismus und Informel seinen berühmt-berüchtigten Übermalungen zu. Eigene und fremde Bilder, Selbstporträts und Fotos kamen ihm unter Farbe, Kohlestift und Kugelschreiber, 1961 wurde er in Wolfsburg wegen der öffentlichen Übermalung eines prämierten Bildes sogar gerichtlich verurteilt. Gerade wegen seiner radikalen Verhüllung von oft auch religiösen Symbolen war Rainer jahrelang umstritten - von kirchlicher Seite wurde seine Arbeit aber mit mehreren Auftragsarbeiten und Ehrendoktoraten sowohl der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität von Münster als auch der Kath.-Theol. Privatuniversität Linz zunehmend gewürdigt.

Biennale Venedig
Ab 1963 arbeitete Rainer in verschiedenen Studios in Berlin, München, Köln und schließlich Wien, wo 1968 im Museum des 20. Jahrhunderts auch seine erste Retrospektive stattfand. Als ihm 1974 der Kunstpreis der Stadt Wien verliehen werden sollte verweigerte er die Teilnahme an der Übergabe-Zeremonie - der Preis wurde ihm wieder aberkannt. 1977 nahm er an der documenta 6 teil, ein Jahr später vertrat er Österreich bei der Biennale von Venedig. Im November 1978 erhielt er den Großen Österreichischen Staatspreis, seit 1978 ist er Mitglied des Österreichischen Kunstsenates. Ab 1981 hatte Rainer eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Wien inne, 1994 wurden 38 Bilder die in seinem Akademie-Atelier aufbewahrt waren, übermalt und beschädigt. Ermittlungen gegen Rainer selbst und seine Galeristin wurden im Jahr darauf eingestellt, er selbst ließ sich auf eigenen Wunsch emeritieren.

Zahlreiche Retrospektiven
Retrospektiven waren Rainer in den großen Museen der Moderne zahlreich gewidmet. 1984 im Centre Pompidou in Paris, 1989 im Guggenheim Museum New York, anlässlich seines 70. Geburtstags im Stedelijk Museum in Amsterdam. Seit 2002 widmet die Pinakothek der Moderne in München Rainer einen eigenen Raum, in dem einige seiner Werke permanent gezeigt werden. Im darauffolgenden Jahr erhielt Rainer, nach Georg Baselitz und Sigmar Polke, den Rhenus-Kunstpreis für sein Gesamtwerk. 2005 erhielt er als erster nicht spanischer Künstler den Aragón-Goya Preis für sein Lebenswerk. Für das Museum, das ihm nun von seiner Heimatstadt Baden gewidmet wurde, zeigte sich Rainer durch eine großzügige Schenkung von 42 seiner Werke im Gesamtwert von 600.000 Euro an das Land Niederösterreich erkenntlich.

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