Fukushima, mon amour

Die Katastrophe literarisch verarbeitet

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Daniel de Roulets Essay-Brief erscheint am 12. Mai bei Hoffmann und Campe.

Am 12. Mai erscheint die deutsche Übersetzung von Daniel de Roulets Werk "Fukushima, mon amour" - eine der ersten literarischen Verarbeitung der Atomkatastrophe in Japan. Der Schweizer Autor schrieb einen 48 Seiten starken, sorgenvollen Brief an seine japanische Freundin Kayoko, mit der er vor einem Jahr in Tokio zusammen war. Einst selbst Mitarbeiter in einem Atomkraftwerk stellt de Roulet die Fragen nach dem Ausdruck der Maßlosigkeit von Kernenergie, die in ihrem Zynismus den Menschheitsverbrechen des 20. Jahrhunderts in nichts nachstehe.

Essay-Brief
Hilft jedoch die Erkenntnis, immer schon um das tödliche Potenzial der Atomkraft gewusst zu haben den verstrahlten Mitarbeitern, den Evakuierten, den Bewohnern Tokios und ganz Japans? Brauchen sie überhaupt das Mitgefühl und die Betroffenheit von Europäern? "Wir sind in die Falle gegangen, haben an einem System mitgewirkt, von dem wir wussten, dass es einen grausamen Tod bringen wird", so Roulet an einer Stelle. Ergänzt wird sein Essay-Brief von einer nüchternen Chronologie der jüngsten Ereignisse in Japan - beginnend mit den Aufzeichnungen zum 11. März 2011.

Geboren wurde de Roulet 1944 in Genf. Nachdem er einige Jahre als Architekt und Informatiker tätig war, widmet er sich seit 1997 ausschließlich der schriftstellerischen Arbeit. Neben seinen Romanen erregte insbesondere sein Lebensbericht "Double" (1998) Aufsehen, eine Art Autobiografie anhand der Akte, die die Schweizer Polizei in jahrelanger Überwachung zusammengetragen hat. Auch sein literarischer Bericht "Ein Sonntag in den Bergen" (2006) fand Beachtung. Darin bekennt de Roulet einen Brandanschlag auf das Chalet von Axel Springer bei Gstaad im Jahr 1975 und erzählt, wie es dazu kam.
 

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