Karl Löbl

Dem Bläsersoli unterlegen

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Ovationen für Barenboim, sein Berliner Orchester und Mahlers Erste im Musikverein.

Die neun (vollendeten) Symphonien Gustav Mahlers im Musikverein. Nicht als eigener Zyklus, sondern verteilt auf unterschiedliche Abonnements. Das zeugt von einiger Skepsis des Veranstalters. Die neun Symphonien werden gespielt von der Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim und Pierre Boulez teilen sich die Konzerte. Fünf finden diese Woche statt, vier im Frühjahr.

Barenboim ist seit Bernstein der erste Dirigent, der hören lässt, wie stark in Mahlers Musik das jüdische Element vertreten ist neben allen Erinnerungen an Klänge der Kindheit, an Militärmusik und Dorftänze. Diese Klänge sind jedoch nicht nur sentimental aufgeladen, sondern mehrheitlich mit einer fast wehmütigen Ironie zitiert. Dem Wechsel zwischen symphonischer Struktur und fast kammermusikalischer Intimität vermag Barenboim mit seinem ausgezeichnet disponierten Orchester vier Sätze lang nachzuspüren. Es gelang ihm eine intensive Aufführung mit sehr persönlich gestalteten Details.

Vor der Pause Mahlers Kindertotenlieder mit seltsam forcierten Bläsersoli, denen der Solist (Thomas Quasthoff) in Dynamik und Artikulation unterlegen war.

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