Kritik

Die Neujahrskonzert-CD ab sofort im Handel

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Alle Jahre rekordverdächtig: Das Neujahrskonzert gibt’s ab sofort auf CD im Handel. Nächste Woche kommt die Neujahrskonzert-DVD.

Der Wettlauf, um das Interesse der Käufer möglichst schnell zu befriedigen, macht den Plattenfirmen jedes Jahr Kopfzerbrechen. Diesmal musste die Decca beweisen, dass auch sie rekordverdächtig arbeiten kann: Das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker ist seit gestern nach nur sechs Tagen auf CD im Handel.

Solch ein Rekord bezieht sich freilich bloß auf die Zeit, in der das Produkt hergestellt werden konnte, und nicht auf die Qualität. Um es ganz ehrlich zu sagen: Es klingt wie irgendein Konzert mit Werken der Strauß-Dynastie und vermittelt akustisch nicht viel vom Charme und der Eigenart jener Veranstaltung, die Georges Prêtre am 1. Jänner im Großen Musikvereinssaal dirigiert hat.

Atmosphäre
Grund der Enttäuschung: Jede Plattenfirma (also auch heuer die Decca) glaubt, für die CD auf den ORF-Ton verzichten zu können. Jede Firma hängt ihre eigenen Mikrofone, besorgt selbst Tonmischung und Schnitt.

Doch beim Neujahrskonzert geht’s nicht allein um Professionalität, sondern um Kenntnis der spezifischen Atmosphäre, der Eigenarten von Orchester und Dirigent. Wer die ORF-Übertragung im Fernsehen miterlebt hat, erinnert sich an ein ganz anderes Klangbild. Es war wienerischer, die Mischung war perfekt, es hatte mehr Wärme und entsprach der Besonderheit dieses Vormittags. Davon ist auf der CD nicht viel zu hören. Ihr Klang ist kalt, unpersönlich, neutral.

Freude auf die DVD
Die Wiener Philharmoniker sind zwar um maximale Verwertung dieses Events besorgt, haben sich aber offenbar noch nie um die Tonqualität der Neujahrs-CD gekümmert. Kein Wunder: Gold- und Platin-Status sind alle Jahre gesichert, waren es zuletzt auch bei Mehta, Jansons, Harnoncourt, Ozawa, Muti. Wir jedoch freuen uns auf die DVD. Sie erscheint nächste Woche mit Bild und Ton des ORF.

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