Eine neue Ausstellung im Wien Museum zeigt die legendärsten und geschichtsträchtigsten Fussball-Orte der Stadt Wien.
Der schmächtige Junge übt den Kopfball, im Hintergrund der Karl-Marx-Hof als einer der ohnehin geschichtsträchtigsten Orte der Stadt. Die Welle der EM überollt das Land immer stärker und eruptiver - und äquivalent dazu gibt es ab jetzt auch eine neue Ausstellung über genau diese Orte, wo der österreichische Fussballkult seinen Ursprung fand.
Die Geschichte des Fussballs der Stadt Wien
Fußball ist durchaus
eine lehrreiche Angelegenheit. Rein topografisch und demografisch waren die
berühmtesten Fußballplätze und -stadien ab den 1910-er-Jahren stets auch ein
natürliches Spiegelbild der Stadtentwicklung, wie Kurator Bernhard
Hachleitner an den Beispielen "Pfarrwiese" (Heimstätte von Rapid
zwischen 1912 und 78) oder der "Hohen Warte" (Vienna und
Nationalteam) zeigte. "Die Lage war immer an der Bahn oder an den
Endstellen der Straßenbahnlinien." Meist waren auch Brauhäuser
oder populäre Vergnügungsstätten in der Nähe. Historische Vorläufer der
heutigen Event-Kultur also. Das letzte Bild der Slide-Show zeigt den
Vorläufer des Stadions in Hütteldorf.
Rapid kommt eigentlich aus Ottakring
Dass Rapid seit 1912 in
Hütteldorf zu Hause ist, zeigt aber auch auf, dass gewisse Mythen nicht
unbedingt der Realität entsprechen. So wurden die Grün-Weißen stets als
proletarischer, sozialdemokratischer Verein gesehen, auch als Gegenpol zur
bürgerlichen "Kaffehaus-Mannschaft" Austria. Hachleitner: "Hütteldorf
war damals aber eher ein Villen-Vorort von Wien." Der Ruf stammt laut
dem Kurator wahrscheinlich daher, dass Rapid ursprünglich als "Erster
Wiener Arbeiter-Fußball-Club" gegründet worden und das
Einzugsgebiet der ersten Fans wohl am ehesten der Arbeiterbezirk Ottakring
gewesen war.
"Wo die Wuchtel fliegt - Orte des Wiener Fußballs", Wien Museum, bis 3. August, Di-So, 9-18 Uhr, Info: 01 / 505 87 47, http://www.wienmuseum.at