Theaterkritik

Ein Fest für Komödianten

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Burg: Shakespears "Was ihr wollt" in Best-Besetzung.

Der Beginn erinnert an Hartmanns Faust-Inszenierung: Windmaschinen fetzen Staub und Nebel durch die Gegend (hoffentlich kriegt nicht wieder jemand, wie damals Gert Voss, eine Augenentzündung!); ein Pianist haut mit aller Wucht in die Tasten; ineinander verschlungene, nach einem Schiffbruch an Land geschwemmte Menschenleiber stranden ...

Mit Chaos und Karacho geht es weiter in Matthias Hartmanns bestbesetzter Was ihr wollt-Inszenierung, die sich in den stärksten Momenten zur unterhaltsamsten Produktion steigert, der man derzeit ansichtig werden kann. Der unstrittige Höhepunkt: Wenn sich die fünf Schauspieler-Rassepferde Michael Maertens, Nicholas Ofczarek, Maria Happel, Sven-Eric Bechtolf und Joachim Meyerhoff zu einem gemeinsamen Trapezakt der Komödiantik wechselseitig hochlizitieren.

Ofczarek ist zunächst kaum identifizierbar
Maertens als Junker Bleichenwang erinnert in seiner rührend-infantilen Zappeligkeit an Jim Carrey in Bestform; Ofczarek (mit Halbglatze und Schnurrbart zunächst kaum erkennbar) verkörpert den Ritter Toby Rülp als einen modernen Falstaff, dessen Promillepegel ihn jederzeit niederzustrecken droht; Happel watschelt als trutschenhafte Zofe Maria über die Bühne; Bechtolfs Narr hat die weise Melancholie eines schon leicht überstandigen Entertainers – und alle vier sekkieren den notgeilen Verwalter Malvolio – großartig: Meyerhoff! – mit ihrem anarchischen Nonsens-Kanon „Halts Maul, du Sau...“ bis aufs Blut. Das Premieren-Publikum reagierte mit Lachstürmen und Szenenapplaus.

Man merkte wieder einmal: Die leisen, poetischen, romantischen Sequenzen – etwa am Hofe der trauernden und verliebten Olivia (etwas blass: Katharina Lorenz) – liegen dem Regisseur Hartmann ebenso wenig wie stringente Stückdeutungen. Aber: Ein Händchen für Komödiantik – und Erzkomödianten – hat er allemal.

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