Filmfestival

Ein packender Film über US-Soldaten in Bagdad

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Der Wettbewerb in Venedig ist um einen explosiven Beitrag reicher: Kathryn Bigelow präsentierte ihren Kriegsfilm "The Hurt Locker" – und nutzte die Öffentlichkeit für eine Botschaft an Barack Obama.

Packende Inszinierung
"Der Krieg ist eine Droge" zitiert US-Regisseuin Kathryn Bigelow am Beginn ihres neuen Films "The Hurt Locker" den amerikanischen Journalisten und Mittlerer-Osten-Experten Chris Hedges. "Der Krieg ist eine Droge, die uns Sinn gibt", heisst dessen aktuellstes Buch und Bigelow basiert ihren Film auf dieser These.

Mit dem packend inszenierten "The Hurt Locker" zeigt sie – streckenweise fast dokumentarisch beobachtend - den Alltag einer in Baghdad stationierten, so genannten EOD-Einheit (Explosive Ordenance Disposal): Speziell ausgebildete US-Soldaten, die Bomben entschärfen.

In ihrer Perspektive bleibt Bigelo dezidiert und ganz bewusst einseitig: "Es war mir sehr wichtig, ein realistisches, authentisches Bild dieser Soldaten und dieses Krieges zeigen", so Bigalow bei der Präsentation ihres Filmes in Venedig. Denn "speziell dieser Krieg wird in den USA medial vernachlässigt und nicht ausgewogen dargestellt."

"Das sieht man nicht auf CNN"
Der Film stützt sich unter anderem auf den Erfahrungsberichten von Drehbuchautor Mark Boal, der zuletzt das Script zum intensiven Kriegsdrama "The Valley Of Elah" schrieb. "Ich habe viele dieser Szenen im Film selbst miterlebt", so Boal. "Aber die sieht man eben nicht auf CNN. Und wir wollten die spezielle Psychologie herausarbeiten, die jenen Menschen zugrunde liegt, die so ein Leben freiwillig wählen. Sei es, weil sie einen Job brauchen oder eine Ideologie verfolgen. Viele von ihnen erleben diesen paradox Sinn gebenden Sog des Krieges."

Anhand des draufgängerischen Sergeants James (Jeremy Renner) zeigt "Hurt Locker" die kühne Risikobereitschaft dieser Soldaten. Im Kriegsgebiet täglich mit dem unmittelbaren Tod konfrontiert, scheitern sie aber, wieder zurück in ihrer Heimat, oft an ihrem angesichts dessen banal erscheinendem Alltag.

"Ginge es nach mir, würden alle Truppen aus dem Irak sofort abgezogen", so Bigelow in Hinblick auf die – besonders jetzt im US-Wahlkampf – schwelende Diskussion. "Aber das kann nur ein Mann bestimmen. Und zwar in Zukunft hoffentlich Barack Obama."

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