Festspiele

Erste Kritik: „Jedermann" am Domplatz

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  Großer Andrang bei der Autogramm-Stunde der Festspielkünstler.

Nicholas Ofczarek und Birgit Minichmayr interpretieren „Jedermann“ neu.

Runderneuert
Bis zuletzt bangten die Festspiele und der ORF um den neuen Jedermann: Denn beinahe hätte das Schlechtwetter die Freiluftpremiere auf dem Domplatz ins Wasser fallen lassen. Doch heiterte es am Sonntag, 25.7. rechtzeitig auf, sodass man nicht, wie befürchtet, ins Große Festspielhaus übersiedeln musste und auch die TV-Übertragung gewährleistet war. Zum 90. Geburtstag wurde das Spiel vom Sterben des reichen Mannes von Regisseur Christian Stückl runderneuert und großteils neu besetzt. Nach der achtjährigen „Jedermannschaft“ Peter Simonischeks verkörpert nun Nicholas Ofczarek den schlimmen Prasser: Und im Vergleich zu seinen Vorgängern legt dieser ihn noch brutaler, machohafter, in der Art eines saturierten Rotlichtganoven an. So traktiert er den wimmernden Schuldknecht nicht nur verbal, sondern versetzt ihm mit infantiler Freude einen Fausthieb in den Magen.

Buhlschaft
Dass Ofczareks Titelheld, im Gegensatz zu Simonischeks Jedermann, keine Spur von Grandezza ausstrahlt, hat freilich den Nachteil, dass die Figur – wenn Tod und Teufel sie holen – keine imposante Fallhöhe besitzt. Birgit Minichmayr, die mit Ofczarek schon im Weibsteufel blendend kooperierte, ist die neue Buhlschaft. Sie interpretiert die für Salzburg bedeutsamste „Nebenrolle“ neu und interessant: Auf diese heisere, beschwipst, ja verrucht wirkende Dame könnte die Einschätzung der Schriftstellerin Marlene Streeruwitz zutreffen, die Buhlschaft sei Salzburgs bekannteste „Sexarbeiterin“.

Diabolisch
Wieder recht blass: Peter Jordan. Wenn man sich erinnert, wie Sven-Eric Bechtolf die Doppelrolle Guter Gesell/Teufel zu einer Hauptrolle vergrößerte, dann fragt man sich, weshalb dessen Nachfolger (und der Regisseur!) so gar nichts mit diesem diabolischen Duo anzufangen wissen.

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Der "Jedermann" in Salzburg