Frost/Nixon

Film über U.S. Präsidenten ist Oscarfavorit

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Fürs Drehbuch nominiert: Peter Morgan, Brite mit Wiener Wurzeln.

Fünf Oscar-Nominierungen
„Waren Sie schon in Wien?“, fragt der Mann die schöne Frau. „Es wird Ihnen gefallen. Wien ist wie Paris – nur ohne Franzosen!“ Ein heiterer Satz aus dem harten Politdrama Frost/Nixon (ab 6.2. in Österreichs Kinos), das für fünf Oscars nominiert ist: U.a. bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller und bestes Drehbuch.
Brisanter Stoff
Autor Peter Morgan (45) erzählt die Geschichte eines großen TV-Duells. Der Star-Journalist David Frost interviewte 1977 den zurückgetretenen US-Präsidenten Richard Nixon. Und er schaffte es, dem Watergate-Präsidenten Nixon eine Entschuldigung beim amerikanischen Volk abzuringen.
Wien-Bezug
Der Brite Morgan, Sohn eines deutschen Vaters und verheiratet mit einer Wienerin, schrieb die Oscar-gekrönten Filme "The Queen" (über Elizabeth II.) und "The Last King of Scotland" (über Idi Amin). Stets baut er in seine Drehbücher Anspielungen auf Wien ein.

Der Trailer zum Film: Frost/Nixon

ÖSTERREICH: Wie entstand das Projekt Frost/Nixon?
Peter Morgan: Ich schrieb Frost/Nixon zunächst als Theaterstück, das 2006 in London Premiere hatte. Ich wollte sehen, ob man ein Gespräch so dramatisieren kann wie einen brutalen Kampf, in dem die Waffen Ideen und Wörter sind.

ÖSTERREICH: Ist der berühmte Journalist Frost für Sie ein Held, der Nixon so etwas wie ein Geständnis entlockt?
Morgan: Nein. Für mich waren das zwei Verbrecher im Boxring. Frost war nicht auf die Interviews vorbereitet, er hatte keinen Standpunkt. Ihn trieb die Eitelkeit, Nixon als Gesprächspartner zu haben. Frost wollte ein Geweih, das er an die Wand hängen konnte.

ÖSTERREICH: Und Nixon, der Präsident des Watergate-Skandals?
Morgan: Nixon war ein Verbrecher. Man kann einen US-Präsidenten für seine Amtsführung aber nicht in den Knast schmeißen. Und man merkt in den Bändern der Original-Interviews, dass er sich völlig unschuldig fühlte. Nixons Verbrechen sind menschlich; er beging sie nicht, um mehr zu verdienen oder um anderen wehzutun. Die Tragödie daran: Er hätte das Potenzial gehabt, eine Größe zu sein.

ÖSTERREICH: Was bedeutet Ihnen der Oscar?
Morgan: Ich würde ihn sehr gern bekommen, aber ich werde ihn kaum gewinnen, das sieht man leider jetzt schon. In meiner Kategorie sind einige der besten Autoren unserer Zeit nominiert. Doch wahrscheinlich wird Simon Beaufoy gewinnen, für den Golden-Globe-Sieger Slumdog Millionaire. Das ist kein Film mehr – das ist eine Bewegung.

„Frost/Nixon“. Von Peter Morgan (Buch), Ron Howard (Regie): siehe Bild oben. Ab Freitag, 6.2. im Kino.

Fotos: (c) Ralph Nelson

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