Festspiel-Kritik

Gérard Depardieu bei den Festspielen in Salzburg

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Jubel für ein Festspiel-Ereignis mit Hector Berlioz und Gérard Depardieu.

„Mein Leben ist ein Roman, der mich sehr interessiert“, sagte der Komponist Hector Berlioz. Er beklagte auch die „fieberhafte Hitze“, die ihn immer wieder befiel, und den Hang, sich selbst zu beobachten.

Konzert
Das alles hört man in seiner „Symphonie fantastique“, deren Held von einer „fixen Idee“ im Opiumrausch beherrscht wird. Und diese Hitzigkeit, Fieberhaftigkeit habe ich in der Salzburger Matinee zunächst vermisst. Riccardo Muti dirigierte die Wiener Philharmoniker mit der ihm eigenen lässigen Eleganz und Sicherheit. Es klang differenziert, war von einer fast impressionistischen Feinheit. Aber die Ich-Bezogenheit der Musik des Berlioz war neutralisiert.

Im zweiten Teil des Konzerts wurde klar, dass Muti mit dieser Distanzierung eine Absicht verfolgt hatte. „Lelio“ („Die Rückkehr ins Leben“) ist der zweite Teil der Symphonie, eine Zusammenstellung von fünf Musiknummern, die Berlioz schon früher komponiert hatte. Sie illustrieren einen von ihm verfassten Text, der Anklagen wider Gesellschaft, Kunstbetrieb, Musikinterpreten und Schilderungen eigener Befindlichkeiten enthält. Gérard Depardieu hat diesen Text gelesen – mit großer Einfühlung, ohne Pathos, aber doch thea­tralischen Steigerungen nicht abgeneigt. Hinter ihm ein durchsichtiger Vorhang. Orchester, Staatsopernchor, Muti, Michael Schade agierten in mattem Licht. Ein inszeniertes Konzert, ein Festspiel-Ereignis mit Eigenart.

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