Konzertkritik

Grafenegg - Prasselnder Regen, grelle Effekte

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Buchbinder, das London Symphony Orchestra , Gergiev, Beethoven und wieder Regen beim Grafenegg Musikfestival

Wetterbedingte Spannung auch am dritten Abend des Grafenegg Musikfestival. Nach Hamlet (Tschaikowsky) und Petruschka (Strawinsky) begann es in der Pause heftig zu regnen.

Wanderung
Das Publikum übersiedelte in den neuerdings überdachten Meierhof, um dort den zweiten Teil des Konzerts zu hören. Nach einer halben Stunde forderte man es auf, wieder die Plätze im „Wolkenturm“ einzunehmen. Die Regenwolken hatten sich verzogen, die Sitze waren sogar trockengewischt worden. So wurde dem (neben Bundespräsident Heinz Fischer) anwesenden Landeshauptmann Erwin Pröll demonstriert, dass die im Bau befindliche, kostenintensive Konzerthalle eine zwingende Notwendigkeit ist, sofern Grafenegg wetterfest gemacht werden soll. Auch Regen kann Überzeugungskraft haben.

Rudolf Buchbinder spielte im zweiten Teil Beethovens Es-Dur-Konzert, und das war zunächst ein Beweis für seine Konzentrationsfähigkeit. Denn als Intendant hatte er zuvor wohl mitzuentscheiden, wie und wo das Programm fortgesetzt werden sollte. Buchbinder kämpfte mit voller Kraft gegen die vom Dirigenten entfesselten orchestralen Gewalten, meisterte die Ecksätze virtuos und hatte im Adagio sogar die Möglichkeit, lyrische Zartheit hören zu lassen. Beethoven klang wie ein früher Vorläufer von Rachmaninow, dessen Klavierkonzerte wohl besser zur Atmosphäre dieses Open Air gepasst hätten.

Wirkung
Auch wegen Valery Gergiev, der bekanntlich kein Mann der musikalischen Feinzeichnung ist, sondern plakative Wirkungen bevorzugt. Die Musiker des London Symphony Orchestra spielen alles, was man von ihnen verlangt, mit rhythmischer Genauigkeit und großer Disziplin. Aber der harten, grelle Effekte verstärkenden Akustik des „Wolkenturms“ war das Orchester ebenso ausgeliefert wie seinem neuen Chef, der es gern knallen lässt.

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