Gert Voss

"Ich bin von Schiller begeistert"

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Nach Shakespeares „König Lear“ verkörpert Gert Voss nun Schillers alles überragenden Wallenstein. Die Proben laufen auf Hochtouren.

Theater
Das Theaterereignis des heurigen Winters heißt Wallenstein. Gert Voss, von der Londoner Times in den Rang des „besten Schauspielers Europas“ gehoben, verkörpert Schillers Feldherrn, der am Ende des Dreißigjährigen Kriegs vom Frieden träumt. Premiere der Thomas-Langhoff-Inszenierung ist am 19. Dezember am Burgtheater.

ÖSTERREICH: Ist der „Wallenstein“ noch schwerer zu spielen als der „Lear“?

Gert Voss: Schwer ist alles, wenn es sich um ein gutes und reiches Stück handelt. Ob das jetzt die Hermannschlacht war oder Richard III. – das war alles nicht so leicht, dass man hätte sagen können: „In wenigen Tagen hat man’s verstanden.“ Dazu sind solche Stücke zu großartig. Das ist wie beim Besteigen von Bergen: Jeder ist anders, hat ein anderes Klima, hat seine Tücken.

ÖSTERREICH: Wo liegen die Tücken beim „Wallenstein“?

Voss: Beim Wallenstein muss man heimliche Vorbehalte in sich selbst niederkämpfen. Denn das Tolle an dieser Figur ist ja, dass man sie nicht mit ein, zwei Sätzen beschreiben kann: Es ist schwer, ihm hinter die Maske zu gucken. Für mich ist er eine Art fantasievoller Künstler, dessen Freiheit des Kopfes in Konfrontation mit der Realität beschnitten wird. Das ist übrigens ein großer moderner Gedanke: dass wir in unserem Leben immer mehr zu Pragmatikern werden! So gerät auch Wallenstein, je mehr er seinen Träumen untreu wird, in die Falle.

ÖSTERREICH: Welche Vorbehalte hatten Sie gegenüber dem „Wallenstein“?

Voss: Ich hatte Vorbehalte gegen Schiller, weil ich immer dachte: „Ideendramen! Da werden Theorien gewälzt!“ Und so habe ich auch den Wallenstein im Anfang unterschätzt und sogar als eher langweilig empfunden. Aber das ist oft so bei mir, dass ich erst beim Spielen merke, was für ein Reichtum darin steckt. Und jetzt bin ich begeistert von Schiller: Das ein ganz großer Realist! Und dass er so viel Humor hat, habe ich nicht geahnt.

ÖSTERREICH: Wird „Wallenstein“ sehr heutig inszeniert?

Voss: Wir spielen das Stück nicht im Dreißigjährigen Krieg, sondern im vergangenen Jahrhundert. Oder besser noch: Wir spielen es als Zeitgenossen!

ÖSTERREICH: Haben Sie Brandauer in Berlin als Wallentein gesehen?

Voss: Nein. Ich hatte gar keine Gelegenheit. Wenn das lief, hatte ich Vorstellungen. (Lacht) Und in den Ferien guck’ ich mir eh nicht Theater an.

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