Voss-Interview

"Im neuen Faust bin ich der Bad Guy"

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Matthias Hartmann, ab Herbst 2009 Direktor des Burgtheaters, startet sensationellerweise mit "Faust". Voss ist der Mephisto.

Matthias Hartmann war schon vor Jahren an Gert Voss herangetreten, ob er nicht Faust spielen wolle. Zum Start von Hartmanns Burgtheater-Direktion 2009 spielt nun Tobias Moretti den Faust – und Voss den Mephisto. Das aktuelle Interview zum Sensationsprojekt:

ÖSTERREICH: Seit wann wissen Sie vom „Faust" an der Burg?

Gert Voss: Seit Ende Oktober, Anfang November – aber das ist eine lange Geschichte. Als Hartmann seinerzeit Zürich übernommen hat, kam er zu mir und teilte mir mit, dass er gerne Faust mit mir machen wolle. Da dachte ich mir: Ja, der Faust … Alle wollen nur Faust, Faust, Faust spielen. Und ich hatte noch keinen richtigen Draht zu dem Stück. Ich hatte ja als junger Mensch in Braunschweig Goethes Urfaust gespielt. Das war eine schlechte Aufführung, da bekam ich eine gewisse Faust-Phobie (lacht).

ÖSTERREICH: Die Sie aber vermutlich jetzt abgelegt haben.

Voss: Jetzt, wo ich mich vermehrt mit dem Faust beschäftige, finde ich es ein wahnsinnig interessantes Stück – auch wenn ich im Augenblick noch nicht alles verstehe, da es ein so komplexes Werk ist.

ÖSTERREICH: Jedenfalls hatte sich damals Hartmanns „Faust"-Projekt für Zürich zerschlagen ...

Voss: ... ja, weil ich auch – im Unterschied zu den meisten meiner Kollegen – so ungern „gastiere"! Ständig von Wien nach Zürich zu reisen, das war mir dann doch zu kompliziert. Und so ging es eine Zeit lang hin und her – die Lösung war, dass Hartmann zum neuen Burgtheaterdirektor designiert wurde.

ÖSTERREICH: Auch Klaus Bachler wollte – zu seinem Abschied – „Faust" machen. Allerdings ohne Voss.

Voss: Ja, und da dachte ich, die Faust-Pläne wären nun ohnehin obsolet ... Dann aber passierte das Tragische: Regisseur Jürgen Gosch erkrankte und konnte den Faust nicht inszenieren. So kam Hartmann wieder auf mich zu und sagte: „Jetzt entkommst du mir aber nicht!"

ÖSTERREICH: Jetzt spielen Sie aber den Mephisto und nicht den Faust.

Voss: Hätte ich die Entscheidung treffen müssen, dann hätte ich selbst gesagt: Ich kann mit der Rolle des Mephisto viel mehr anfangen. Aber das rührt vielleicht auch daher, dass ich mir damals in Braunschweig mit dem Faust so die Pfoten verbrannt habe (lacht).

ÖSTERREICH: Was behagt Ihnen am Mephisto?

Voss: Ich habe den Mephisto immer toll gefunden – aber wer findet den nicht toll?! Mephisto bringt die Dinge so schön auf den Punkt. Als „Bad Guy" kann er sich das auch leisten. Mephisto ist ein Verführer, ein Entertainer – er ist mit wenigen Worten gar nicht zu fassen.

ÖSTERREICH: Haben Sie schon einmal mit Tobias Moretti gespielt?

Voss: Nein, noch nie. Ich habe ihn aber natürlich auf der Bühne gesehen, zum Beispiel als König Ottokar, und ich freue mich sehr, mit diesem, mir so sympathischen Schauspieler, zusammenzuarbeiten.

ÖSTERREICH: Sie haben ja herrlich viel Zeit zum Proben.

Voss: Das ist ja das Schöne! Ich kann alles über den Faust lesen! Ich kann so richtig in dieses Stück und in meine Rolle eintauchen …

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