Akademietheater

Jelinek als Puppe in eigenem Stück

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Hartmanns Inszenierung von Elfriede Jelinek Stücks "Schatten (Eurydike sagt)".

"Sehr hübsch" findet Elfriede Jelinek ihr artifizielles Abbild. Auch wenn die Frisur der Puppe, die in Matthias Hartmanns Inszenierung ihres Stücks "Schatten (Eurydike sagt)" ab Donnerstag im Akademietheater die Nobelpreisträgerin verkörpert, nicht ganz up to date ist. "Ich komme ja immer oft vor in den Inszenierungen, und mein Erkennungszeichen sind die Zöpfe, die ich seit etwa 20 Jahren nicht mehr getragen habe". "Das ist schon lustig. Die bleiben mir für den Rest meines Lebens. Die Haare vielleicht nicht."

Nikolaus Habjan
Gebaut hat die Jelinek-Puppe Nikolaus Habjan, der neue Star der Wiener Figurentheater-Szene. Habjan ist spätestens seit dem Gewinn des Nestroy-Preises für die Produktion "F. Zawrel - erbbiologisch und sozial minderwertig" in aller Munde. "Seit der Nominierung sind wir immer ausverkauft. Das war für uns ein Novum", freut sich Simon Meusburger, Regisseur des berührenden Abends und gemeinsam mit Fabjan Leiter des kleinen Schubert Theaters in Wien-Alsergrund. Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

Werkbeschreibung
Aus dem Schattenreich des Hades schreibt die Nymphe – bewaffnet mit Freud – gegen ihr tödliches „Sein“ als ewiges Sehnsuchtsobjekt an: „Die intensive, infolge ihrer Unstillbarkeit stets anwachsende Sehnsuchtsbesetzung von mir, dem vermisten, verlorenen Objekt, wird dieselben ökonomischen Bedingungen herstellen wie die Schmerzbesetzung einer verletzten Körperstelle, also stellen Sie sich vor, es wird ihm so weh tun wie mir der Biß dieser Schlange oder was das ist, das mich jetzt getötet hat, aua!“ Diese Eurydike ist eine Nachfolgerin der toten, sprechenden Widergängerinnen aus Jelineks Prinzessinnendramen „Der Tod und das Madchen I-V“, in welchen u. a. Jackie, Lady Di und Schneewittchen die Autorinnenschaft über ihre Geschichte übernehmen und im Zuge dessen ihren Mythos dekomponieren.

Jelineks Eurydike vermisst zwar ihre Kleider im Schattenreich, aber „um nichts im Tod“ will sie von ihrem narzisstischen Sängergatten zurückgeholt werden ins unerträgliche Reich des so genannten Realen, in dem es nur so wimmelt von kreischenden, mänadenartigen Groupies. Orpheus’ fataler Blick zurück ist aus ihrer Perspektive der vernichtende Versuch, sein unsichtbares, geliebtes Objekt zu fotografieren, sichtbar zu machen, erneut ein Bild von ihm zu erschaffen und es festzuhalten. Eurydike jedoch gleitet erlöst zurück zu den Schatten, ins Körperlose, Verborgene, ins Nichts: „Das Größte aber ist, nicht geliebt zu werden und nicht zu lieben.“ (Quelle: www.burgtheater.at)

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