Er wurde 51 Jahre

Johan Botha: Der Startenor ist tot

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Er startete Weltkarriere. Wiener Staatsoper war künstlerische Heimat.

Die Karriere des Johan Botha war glanzvoll und doch unvorhersehbar. Schließlich stammte der später umjubelte Startenor, der am Donnerstag im Alter von 51 Jahren in Wien verstarb, aus der nicht gerade für ihre virile Klassikszene berühmten Stadt Rustenburg im Norden Südafrikas. Dennoch fand Botha, der in der frühen Jugend mit Gesangsunterricht begonnen hatte, seinen Weg an die Weltspitze.

Durchbruch in Paris

Nach seinem Debüt im heimatlichen Roodeport kam Botha 1990 nach Europa, wo er im Chor der Bayreuther Festspiele sowie in Kaiserslautern als Gustavo in Verdis "Maskenball" auf der Bühne stand. Nach weiteren deutschen Zwischenstationen feierte er bereits 1993 seinen Durchbruch an der Pariser Opera Bastille in Puccinis "Madama Butterfly", dem sich alsbald Engagements an der Berliner Komischen Oper und der dortigen Staatsoper anschlossen.

Staatsopern-Star

In Wien sang er zunächst an der Volksoper den Rodolfo in Puccinis "La Boheme", bevor er schließlich am 20. Februar 1996 seinen Einstieg an der Wiener Staatsoper feierte - als Mario Cavaradossi, wiederum in Puccinis "Tosca". Die Bindung an das Haus am Ring sollte Botha bis zu seinem Tode begleiten. Er war von der Oper zum Ehrenmitglied ernannt worden, auch wenn die offizielle Verleihung wegen der späteren Erkrankung nicht mehr stattfinden konnte.

Gut 230 Mal sang der stimmgewaltige Tenor mit den ausladenden Proportionen an der Staatsoper, wo er sich mit seinem klaren Timbre und der verlässlichen Höhenlage einen Fixplatz erarbeitete. Unter Ioan Holender sang er in acht Neuproduktionen, darunter Strauss' "Die Frau ohne Schatten" (1999), Wagners "Parsifal" (2004) oder dem "Tannhäuser" (2010). Er war als Publikumsliebling in Silvestergalas ebenso zu hören wie im Festkonzert zur 50-jährigen Wiedereröffnung der Staatsoper 2005 oder in der Abschiedsgala für Ioan Holender 2010.

Weltkarriere

Die New Yorker Metropolitan Opera unter James Levine wurde die zweite künstlerische Heimat des Sängers, verwurzelt war der Wahlwiener Botha allerdings in Österreich. 2003 hatte er hier im zarten Alter von 37 Jahren den Titel des Österreichischen Kammersängers erhalten. Schon seit 1998 besaß Botha gemeinsam mit seiner Familie die österreichische Staatsbürgerschaft. Dies hielt den umtriebigen Tenor jedoch nicht davon ab, an der Seite von Dirigentenstars wie Claudio Abbado, Daniel Barenboim, Riccardo Chailly oder Zubin Mehta Erfolge auf den Opernbühnen der Welt zu einzuheimsen.

Schwere Erkrankung

Umso tragischer deshalb die überraschende Nachricht von der schweren Erkrankung, die den Sänger im Vorjahr erreichte. Er musste all seine Verpflichtungen absagen und widmete sich dem Kampf gegen die Krankheit. Tatsächlich gelang ihm im vergangenen Juni in Budapest als Siegmund und in München als Calaf die kurzzeitige Rückkehr auf die Opernbühne. Nach einer Reise in seine alte Heimat Südafrika und einem letzten Konzert in Kapstadt brach die Krankheit allerdings wieder aus, wie seine Agentur berichtet. In den frühen Morgenstunden des heutigen Donnerstag musste Johan Botha dann den Kampf gegen seine schwere Krankheit endgültig verloren geben.

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