Trotz Sommerhit

Kid Rock spielte vor leeren Rängen

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Trotz geringem Publikumsinteresse war es ein höchst unterhaltsames Konzert von Kid Rock. Er lieferte eine überzeugende Performance ab.

"Sex, Drugs, Rock n' Roll ... ich praktiziere, was ich predige", singt Kid Rock, der selbst ernannte "Rock N Roll Jesus" (so ein Song und zugleich Titel seiner aktuellen Platte). Wahrlich, Skandale gibt es rund um den 37-Jährigen genug. Der Mann aus Michigan ist aber nicht nur Schlagzeilenlieferant für den Boulevard, sondern auch ein großartiger Musiker. Dass Kid Rock mehr als einen Sommerhit zu bieten hat, zeigte er am Samstagabend bei einem höchst unterhaltsamen Konzert in der Wiener Stadthalle.

6.000 Fans
"All Summer Long" hat in den heißen Monaten dieses Jahres die Charts und Radios dominiert. Was allerdings nicht ausreichte, um den Saal zu füllen. Aber jene rund 6.000 Fans, die zur Rock n' Roll-Andacht gepilgert waren, kamen auf ihre Kosten. Kid Rock und seine ausgezeichnete Band boten eine druckvolle Mischung aus hartem Rock, Blues, Gospel, Folk, Hip-Hop-Elementen und Pop. "Alles live", wie der Sänger extra betonte. Das sei eben nicht Starmania-Schwachsinn, sondern "bad ass bullshit". Und wie böse: Kid Rocks Texte sind ein ausgestreckter Mittelfinger, wobei beißender Humor die blanke Wut ersetzt.

Es donnerte los mit "Rock N Roll Jesus", in "All Summer Long" wurde "Sweet Home Alabama" eingebaut (wie es überhaupt immer wieder Verneigungen vor andere Acts wie z. B. AC/DC, Ted Nugent oder ZZ Top gab), ein frivoles "So Hot" bretterte über die Kopfe hinweg, bei "Amen" steigerten sich die Background-Sängerinnen in einen Gospelrausch. Das ruhigere "Roll On" diente als Glaubensbekenntnis: Das Leben als ebenso wilde wie unterhaltsame Achterbahnfahrt, lasst uns Spaß daran haben! Am Ende gab es dann die alten Hits von "Cowboy" bis "Bawitdaba".

Zeremonienmeister Kid Rock
Nein, Show braucht Kid Rock keine. Die ist er, der Sänger, Rock-Prolet und Zeremonienmeister selbst. Seine Stimme, stets in der richtigen Lage, verband die unterschiedlichen Stile. Multitasking war gefragt: Kid Rock wechselte zwischendurch vom Mikro an alle Instrumente, seine Schlagzeugerin wurde zur Duettpartnerin, das Publikum zum Chor. "What's my name?" - "Kid" brüllten die Frauen, "Rock" die Männer in der Halle. So lässt sich jemand feiern, der Rock n' Roll, Größenwahn und Ausgelassenheit perfekt auf den Punkt bringt - und sich um Etikette nichts schert.

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