Festspielhaus in Erl

Kuhn triumphiert mit virtuosem "Don Giovanni"

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Mozart-Oper wurde umjubelt - Junge Sänger überzeugten im Festspielhaus.

Der Maestro triumphierte auf der ganzen Linie: Der in einer Doppelfunktion als Dirigent und Regisseur agierende Gustav Kuhn sorgte Freitagabend im ausverkauften neuen Festspielhaus in Erl mit seiner Neuinszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts "Don Giovanni" für einen umjubelten Opern-Auftakt der heurigen, zweiten Winterfestspiele.

Das Premierenpublikum huldigte nach der rund zweieinhalbstündigen Aufführung einer Erfolgsproduktion, die einige Väter hatte. Zum einen natürlich den mitunter bereits als "Erlkönig" titulierten Kuhn, der es meisterhaft verstand, das Libretto von Lorenzo da Ponte dramaturgisch eingängig-virtuos in Szene zu setzen und gleichzeitig die Größe der Musik des Genies Mozarts mit seinem famosen Orchester eindrücklich zur Geltung kommen zu lassen. Der Regisseur Kuhn räumte dem Dirigenten Kuhn - wie bewährt und gewohnt - einmal mehr den größten Stellenwert ein. Getreu dem Motto: Regietheater möge anderswo stattfinden, in Erl sicher nicht.

Hang zur Schlichtheit
Doch das Szenisch-Dramaturgische sah sich in dieser Inszenierung alles andere als stiefkindlich behandelt, einer lähmenden Statik auf der Bühne konnte der Maestro diesmal wenig abgewinnen. Natürlich ließ er sich von Jan Hax Halama ein auf wenige Objekte reduziertes Bühnenbild schaffen, ein gewisser Hang zur Schlichtheit in der Inszenierung blieb nicht außen vor. Doch die von Kuhn selbst verantworteten beeindruckenden Lichteffekte sowie die durch den Handlungsstrang zwangsläufig einherzugehende szenische Abwechslung sorgten für ein lebendiges Bühnengeschehen. Als ständig präsente Elemente fungierten eine herabhängende, sich mitunter auf und ab bewegende und die Freizügigkeit symbolisierende Kugel sowie ein Quader, der die gesellschaftlichen Zwänge szenisch unterlegen sollte.

Furios arteten die in Szene gesetzten und durch gesteigerte Tempi unterlegten Schlussszenen aus, die zum Tod des durch reine Lust getriebenen "Übeltäters und Scheusals" Don Giovanni führten. Das Abendessen, zu dem er den von ihm getöteten Komtur einlädt und bei dem er in Folge der Weigerung, sein Leben zu ändern, umkommt, lassen Kuhn und sein Dramaturg Andreas Leisner - ein weiterer Vater des Erfolgs - mit einer Höllenfahrt, die durch ein "Verschlucken vom Bühnenboden" mit anschließendem Aufgehen von Rauch und Feuer dargeboten wird, enden.

"Prager Fassung"
Auch dem im vergangenen Jahr eröffneten neuen Festspielhaus ist der Titel "Vater des Erfolgs" zuzuschreiben. Der Hörgenuss ist durch diesen vor allem auch akustisch gelungenen Bau von der ersten bis zur letzten Minute gegeben. Den Hörgenuss erst möglich machten nicht zuletzt auch die jungen Sänger der Accademia di Montegral. Das Publikum applaudierte ihnen euphorisch, manchen wurde ob ihrer gesanglichen, aber auch darstellerischen Kraft beinahe gehuldigt. Zu letzteren zählten Yasushi Hirano als hin- und hergerissener Diener Leporello sowie die Georgierin Sophie Gordeladze als von Don Giovanni zunächst flüchtende und ihn letztlich ob seines ständigen Begehrens jagende Zerlina.

Sie alle trugen zu einem Abend bei, der in einen Erfolg mündete. Kuhn hatte sich im Vorfeld davon überzeugt gezeigt, mit der von ihm gewählten "Prager Fassung" der Uraufführung von 1787 die richtige gewählt zu haben. Über jene sei Mozart schließlich "so glücklich" gewesen. Ein zweites Mal am Programm steht der "Don Giovanni" im Rahmen der Winterfestspiele am 3. Jänner.

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