Kulturherbst

Lumpazivagabundus siedelt ins Burgtheater

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"Hamlet", "König Lear" und "Maria Stuart" als Knüller der ersten Saisonhälfte.

Der Theaterherbst hat es in sich. Das Burgtheater startet am 6. September mit der Wien-Premiere des "Lumpazivagabundus", der bei den Salzburger Festspielen Premiere hatte, in die neue Saison. Schon einen Tag darauf bringt die junge deutsche Regisseurin Anna Bergmann im Akademietheater Henrik Ibsens "Die Frau vom Meer" zur Premiere. Das Volkstheater lässt sich nach einigen Wiederaufnahmen mit der ersten Premiere bis 15. September Zeit: Georg Schmiedleitner inszeniert eine Dramatisierung des Arbeitslosenromans "Kleiner Mann - was nun?" von Hans Fallada.

Burgtheater mit viel Neuem
Am 17. September nimmt die Saison Fahrt auf: In "Spatz und Engel" verkörpern Sona MacDonald und Maria Happel im Burgtheater die großen Sängerinnen Marlene Dietrich und Edith Piaf, im Zwei-Personen-Stück "Das Interview" von Theo van Gogh geben Alma Hasun und Alexander Pschill in der Regie von Christina Tscharyiski in der neuen Josefstadt-Reihe "Unter dem Eisernen" am selben Tag die konfliktreiche Paarung Glamour-Star und Polit-Journalist. Ende September geht es Schlag auf Schlag: Am 25. September bringt Rene Pollesch sein Stück "Cavalcade or Being a holy motor" im Akademietheater zur Uraufführung. Am 28. September hat im Burgtheater einer der Höhepunkte der Saison Premiere: Andrea Breth inszeniert "Hamlet". Burg-Neuling August Diehl spielt den Dänenprinzen, Wiebke Mollenhauer die Ophelia, Andrea Clausen ist Hamlets Mutter, Königin Gertrud, und Roland Koch der neue König Claudius.

"Wir Staatskünstler" am Wahltag  
Der 29. September ist Wahlsonntag und stellt theateraffine Staatsbürger sowie politisch interessierte Theaterfans gleich mehrfach vor die Qual der Wahl. Im Akademietheater ist das zweite von zwei ganz speziellen "Wir Staatskünstler"-Gastspielen zu erleben: Nach einem Vorwahlabend treten Florian Scheuba, Thomas Maurer und Robert Palfrader ab 16 Uhr zur Wahlparty an, in deren Rahmen wohl auch die ersten Hochrechnungen inklusive Live-Kommentaren zu erleben sein werden. Weniger tagespolitisch dürfte es im Vestibül zugehen, wo Sarantos Zervoulakos Walter Serners 20er-Jahr-Roman "Die Tigerin" dramatisiert, und auch "Glorious!" im Volkstheater ist keine Feierstunde des Wahlsiegers, sondern ein von Michael Schottenberg inszeniertes Stück des Engländers Peter Quilter. Maria Bill verkörpert darin die "schlechteste Sängerin der Welt" Florence Foster Jenkins, die sich mit ihrer Gesangskarriere gegen alle Widerstände ihren Lebenstraum erfüllt.

Föttinger mit Ehefrau auf der Bühne
Im Oktober gibt es u.a. Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger gemeinsam mit seiner Frau Sandra Cervik in Eduardo De Filippos "Hochzeit auf Italienisch" zu sehen (Premiere: 3. Oktober). Die Kammerspiele der Josefstadt werden nach ihrer Renovierung am 24. Oktober mit dem Kino- und Broadway-Erfolg "Catch me if you can" wiedereröffnet. Im Burgtheater versucht von 11. bis 13. Oktober ein Jubiläumskongress anlässlich 125 Jahre Haus am Ring die Frage zu klären: "Von welchem Theater träumen wir?" Als Referenten sind u.a. Johan Simons, Andrea Breth, Claus Peymann, Klaus Maria Brandauer und der von der Regierung Orban geschasste Budapester Nationaltheater-Leiter Robert Alföldi angekündigt. Auch das Zeitgeschichte-Projekt von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann, "Die letzten Zeugen - 75 Jahre nach dem Novemberpogrom 1938", soll im Oktober stattfinden.

Klassiker im Theater

Der November bringt u.a. "Mutter Courage und ihre Kinder" im Burgtheater in der Regie von David Bösch. Janusz Kica inszeniert in der Josefstadt die Adaption des 2005 in der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" für einen Oscar nominierten Streifens "Wie im Himmel" von Kay Pollak (Premiere: 7. November). Im Volkstheater inszeniert Intendant Michael Schottenberg die im Jahr 2000 uraufgeführte "Woyzeck"-Version von Robert Wilson und Songwriter Tom Waits (Premiere: 22. November).

Winter mit "König Lear"
Dezember ist Klassiker-Zeit: Peter Stein inszeniert "König Lear" mit Brandauer in der Titelrolle und Michael Maertens als Narr. "Brandauer ist eine Ikone meiner Kindheit, und Stein war wie ein Gott für uns. Da nicht eine gewisse Scheu zu haben, wäre idiotisch", verriet Maertens im APA-Interview. Den zeitlosen Kampf um politische Macht tragen Andrea Eckert als Elisabeth und Martina Stilp als Maria Stuart in Schillers Klassiker "Maria Stuart" aus, den Stephan Müller am 20. Dezember auf die Volkstheater-Bühne bringt. Dem "Sprachkünstler" Thomas Mann huldigt die Josefstadt mit der Uraufführung der Romanadaption von "Joseph und seine Brüder", die Günter Krämer ab 5. Dezember mit u.a. Sandra Cervik, Erni Mangold und Florian Teichtmeister realisiert. "Theater hat die Verpflichtung zu zeigen, wie schön Sprache ist, wenn sie aus mehr als drei Worten besteht", so Intendant Föttinger in Anspielung auf die gegenwärtige "SMS-Kultur".

 

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