In Manhattan

Leopold-Stiftung nahm "Wally" entgegen

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Elisabeth Leopold erklärte dazu: "Eine große Freude für mich".

Das Kunstlagerhaus "Fortress" in Long Island City nimmt einen ganzen Häuserblock ein. Die Nachbarschaft mit ihren niedrigen Einfamilienhäusern und römisch-katholischen Kirchen erinnert noch an das einstige Arbeiterviertel. Doch in nächster Nähe der nur eine U-Bahnstation von Manhattan entfernten Kleinstadt ragen luxuriöse Wohntürme in den Himmel. Und in den Seitenstraßen haben sich längst Kunstgalerien, hippe Restaurants und Cafes eingenistet. Aus dieser Sicht passt das "Fortress" in die Landschaft. Mit der Übergabe des "Bildnis Wally" an Vertreter der Leopold-Museum Privatstiftung war das gelblich getünchte, fensterlose Depot am Dienstag, 27.7. Schauplatz eines besonderen Kunst-"Handels".

Zwölf Jahre Prozess
In dem Lagerhaus lagern weltbekannte Auktionshäuser, Kunsthändler und Privatsammler ihre teuren Stücke ein, die an Wänden keinen Platz haben. Auch die US-Justiz gehört zur Kundschaft der Festung: Im Jahr 1998 beschlagnahmte der Staatsanwalt von Manhattan, Robert Morgenthau, nach einer Schiele-Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art das Gemälde "Bildnis Wally", nachdem die jüdischen Erben eines früheren Besitzers Ansprüche angemeldet hatten. Zwölf Jahre lang prozessierten sie mit der Leopold-Museum Privatstiftung. "Jeder meinte eben, er hätte recht und würde gewinnen", sagte die Witwe des kürzlich verstorbenen Sammlers Rudolf Leopold, Elisabeth Leopold. Vergangene Woche hat man sich auf den Preis von 19 Millionen Dollar (14,6 Mio. Euro) geeinigt. Die formelle Übergabe an das Leopold-Museum fand am Dienstag, 27.7. in dem zwei Stockwerke hohen Lagerhaus statt.

Wally in New York zu sehen
Nach der Unterzeichnung der Empfangsbescheinigung durch Elisabeth Leopold wurden Journalisten in einen Vorführraum gelassen. Da lag das für Laien eher bescheiden wirkende Kunstwerk auf einem etwa vier Meter langen Bearbeitungstisch. Elisabeth Leopold stellte das Bild aufrecht für die anwesenden Fotografen auf. "Es ist natürlich eine große Freude für mich, und der erste Mensch, an den ich denke, ist mein Mann, der das Bild unbedingt zurückhaben wollte", sagte Leopold. Den Zustand des Gemäldes, das gleich danach ins Museum of Jewish Heritage in Manhattan abtransportiert wurde, bezeichnete sie als "ausgezeichnet". Im Rahmen der Rückgabevereinbarung wird die "Wally" ab Donnerstag, 29.7. drei Wochen lang im Museum of Jewish Heritage hängen, ehe sie nach Wien zurückgeschickt wird.

Über Bezahlung wird nicht geredet
"Wir fühlen uns geehrt, Wally hier im Museum begrüßen zu dürfen, wo sie unseren Besuchern nicht nur helfen wird, einen wichtigen Teil des Holocaustgedenkens zu verstehen, sondern auch erklären wird, dass das Streben nach Gerechtigkeit - sei es auch verspätet - sich lohnt", sagte der Direktor des Museum of Jewish Heritage, David G. Marvell, der an der Übergabe teilnahm. Über die Finanzierung des Gemäldes wolle Leopold nicht reden, und sie wisse auch nicht, wie viele Bilder aus der Leopold-Sammlung verkauft werden müssten, um es zu bezahlen. Kunstauktionen seien ein Glücksspiel. Sie ließ aber durchblicken, dass die in der Presse erwähnte Zahl von zehn Bildern wegen der hohen Qualität der Leopold-Sammlung nicht unbedingt zutreffe. Was den hohen Preis angeht, sagte Leopold, sie hätte kein Verhältnis zum Geld. Nur Kunst interessiere sie. Sie drückte ihr Bedauern darüber aus, dass sich der Prozess so lange verzögert hatte. Man hätte sich viel früher einigen und eine Summe finden können, doch beide Seiten hätten eben geglaubt, sie würden gewinnen.

Treffen mit Erben nicht ausgeschlossen
Leopold war tags zuvor in Begleitung des kaufmännischen Direktors des Leopold Museums, Peter Weinhäupl, und dem Vorstandsmitglied der Leopold Stiftung, Carl Aigner, in New York eingetroffen. Der Erbe der Kunsthändlerin Lea Bondi Jaray, Henry Bondi, ließ sich durch seinen Anwalt Howard Spiegler vertreten. Sein Klient sei mit der Einigung sehr zufrieden, sagte er. Leopold sagte, sie hätte keinen Gelegenheit gehabt, den Erben zu treffen, hätte aber nichts dagegen, dies nachzuholen.

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