Premiere

Mozarts frivolste Oper

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Am Donnerstag, 30.7., hatte Mozarts „Così fan tutte“ Premiere in Salzburg.

Così fan tutte müsste man eigentlich nackt spielen!“ Ich habe es noch im Ohr, das Radiointerview mit dem verstorbenen Regiestar Jean-Pierre Ponelle. Ich habe lange gebraucht, um zu verstehen, was er damit gemeint hat. Heute weiß ich: Er hatte recht! Klarerweise geht es nicht um körperliche Nacktheit, sondern um seelische – keine andere Oper hat jemals Menschen so entblößt, so verletzlich und nackt gezeigt wie diese!

Das hat schon Mozarts Zeitgenossen geschockt!
Frivol, liederlich, lächerlich sei die Handlung, vermerkten die Kritiker 1790, und kein Geringerer als Beethoven meinte: „Opern wie Così fan tutte könnte ich nicht komponieren. Dagegen habe ich einen Widerwillen. Ich hätte solche Stoffe nicht wählen können, sie sind mir zu leichtfertig.“

„Così fan tutte“ ist eine Partnertausch-Oper
Così fan tutte ist, hart ausgedrückt, eine Partnertausch-Oper. Zwei Liebespaare beginnen ein Bäumchen-wechlse-Dich-Spiel – was als Wette beginnt, führt in tiefste seelische Dimensionen. Sehnsüchte und Verletzungen, Täuschung und Enttäuschung. Mozart selbst nannte das Ganze eine „Opera buffa“, eine komische Oper, und komponierte dazu die erschütterndste Musik, die man sich nur vorstellen kann.

Regisseur Claus Guth wagt mutigen Schritt
Ganz sicher spielte seine eigene Lebenserfahrung eine gewisse Rolle. In der Così verlassen zwei Schwestern ihre Geliebten zugunsten anderer Männer – und wir wissen, dass Mozarts große Liebe ja nicht seine Frau Konstanze war, sondern deren Schwester Aloysia, eine gefeierte Sängerin; und dass die Ehe mit Konstanze zwar glücklich, aber voller Spannungen und Eifersucht war.

Elegante, sensible Inszenierung
Regisseur Claus Guth wagt es in seiner eleganten, sensiblen Inszenierung, die üblichen Verkleidungs- und Verwechslungsspiele wegzulassen. Ein mutiger Schritt, der nicht nur die vier Liebenden seelisch „nackt“ zeigt, sondern auch die Tiefen des Herzens auslotet. – Ich hoffe, Sie sind mit dabei!

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