Kritik

Nachgeholte "Walküre"-Premiere

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Jubel um den wieder genesenen Juha Uusitalo und Partner bei der „echten“ Staatsopern-Premiere von Wagners „Walküre“.

Es war die dritte Aufführung in dieser Inszenierung, aber eigentlich – aus den bekannten Gründen – die nachgeholte Premiere. Juha Uusitalo, wieder bei Stimme, sang den Wotan, den er vor einer Woche nur markieren konnte. Und mit ihm wurde die Produktion nun auch im 2. und 3. Akt zum Ereignis.

Uusitalo ist der menschlichste Gott, den ich je in der Walküre sah und hörte. Sein Dialog mit Fricka, sein Monolog im 2. Akt haben einen natürlichen, dem Wortsinn folgenden, einem Rezitativ ähnelnden Tonfall. Die Auseinandersetzung mit Brünnhilde im 3. Akt ist der berührende, zuletzt erschütternde Abschied eines Vaters von seiner Tochter.

Kein Pathos
Keinen Moment Pathos, statt dessen Menschenlaut. Die Artikulation ist vorbildhaft, jeder Satz ergibt Sinn, zwingt zum Mitdenken. Uusitalos Bariton ist kernig, eines schönen Wagner-Parlando fähig, nie polternd oder derb. Damit kam die Stärke dieser Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf – nämlich die Personenführung, Zeichnung der Charaktere, Beziehung der Figuren zueinander und sprachliche Normalität – klarer zur Geltung als bei der irregulären Premiere.

Perfekter Klang
Und auch Franz Welser-Möst konnte sich auf einen wunderbar diskreten, detailgenauen, kammermusikalisch perfekten Klang konzentrieren, musste diesmal keine Rettungsaktionen für die Bühne organisieren. Mit dem fabelhaft disponierten Orchester (beseelte Soli von Cello, Oboe, Klarinette, Trompete bleiben in Erinnerung) korrespondierte er ideal mit dem humanen, also unheldischen Gesang.

Großer Jubel
Nina Stemme, Johan Botha, Ain Anger realisierten wieder einen unübertrefflichen 1. Akt. Michaela Schuster machte die Fricka-Szene wieder zu einer spannenden Ehe-Kontroverse. Eva Johansson (Brünnhilde) bot großartige Passagen, aber nicht nur solche. Die Bühnengestaltung des 2. und 3. Aktes (Rolf Glittenberg) weckt auch beim zweiten Besuch in mir heftigen Widerspruch. Nicht so beim Publikum: Großer Jubel nach jedem Akt.

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