Für 230.000 Euro

Nachlass von Werner Schwab verkauft

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Mit „Volksvernichtung oder „Präsidentinnen“ eroberte Werner Schwab das Theater.

Er war der Wilde unter den jungen Dramatikern, ein Bürgerschreck und Popstar der Neunziger: Werner Schwab aus Graz, der trotz seines überraschenden Todes 1994 – die Polizei sollte alle Drogen-, Whiskey- und andere Gerüchte widerlegen – bis heute auf internationalen Bühnen gespielt wird. Nach einem regelrechten Tauziehen zwischen Hinterbliebenen, Verlagen und Institutionen haben sich jetzt das Land Steiermark und die Stadt Graz den Nachlass Schwabs sichern können. Den 230.000-Euro-Deal zwischen Schwabs-Witwe Ingeborg Orthofer (und Sohn Vizenz) sowie der öffentlichen Hand will die Landesregierung in ihrer Sitzung am Montag absegnen. Die Meisterwerke Schwabs – er zählte „unbestritten zu den bedeutendsten Dramatikern der deutschsprachigen Literatur“, so Nachlass-Gutachter Professor Wolfgang Hackl – wird dem Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung überlassen.

Der Nachlass
Schwab hat kistenweise Arbeitsbücher – Manuskripte, Hefte, Blöcke etc. seit der Schulzeit –, Audio-, Videomaterial und Persönliches hinterlassen. Um dieses Material ist bereits kurz nach Schwabs Tod in der Silvesternacht von 1993 auf 1994 ein heftiger Streit entbrannt: Von Querelen mit seinem Hausverlag war die Rede bis ein außergerichtlicher Vergleich mit dem Erben die Wogen glättete. Freilich wussten Förderer und Verlage wie Droschl oder Fischer vom Wert ihrer Rechte und hüteten sie energisch.

Es dauerte 14 Jahre, bis Schwab Ex-Frau an die Steirer herantreten konnte, um den Nachlass zu veräußern. Anschließend waren die Gutachter am Wort, die das Werk des verehrt wie gehassten Steirers auf bis zu 261.000 Euro geschätzt haben. Man einigte sich bei 230.000 Euro: So gesehen machte die Kulturabteilung von Kurt Flecker nicht nur künstlerisch ein gutes Geschäft.

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