Kultur

Offenbach im Transen-Milieu

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Viele Bravos und einzelne Buhs für Regisseur Stefan Herheim in Bregenz.

Dass der Bayreuth-erprobte Norweger Stefan Herheim ein toller Regisseur ist, hat er mit seiner grenzgenialen Inszenierung von Wagners Meistersingern vor zwei Jahren bei den Salzburger Festspielen bewiesen. Nun ist es der neuen Intendantin Elisabeth Sobotka ­gelungen, den brillanten Regie-Berserker für Offenbachs unvollendete fantastische Oper Hoffmanns Erzählungen bei den Bregenzer Festspielen zu engagieren. Und was es da zu hören und sehen gibt, ist kühn, erotisch bis zum Fast-Pornografischen und atemberaubend.

Herheim siedelt Offenbachs Meisterwerk über den liebes- und trunksüchtigen Dichter Hoffmann auf und unter einer von allerlei choristischen Transvestiten und Freudschen Doppelgängern besiedelten drehbaren Showtreppe an, die bei der Premiere am Donnerstag just ­während Hoffmanns chromatisch aufsteigender Bal­lade vom grotesken Zwerg Klein-Zach kurz den Geist aufgab.

Obsessiv. Als obsessiver Poet, der seinen Zechkumpanen von drei albtraum­haften Liebesabenteuern erzählt, beeindruckt der schwedische Tenor Daniel ­Johansson in E. T. A.-Hoffmann-Outfit. Hinreißend ist der deutsche Bassbariton Michael Volle in den Rollen der vier Bösewichter, witzig der französische Charaktertenor Christophe Mortagne in Offenbach-Maske in den vier Dienerrollen. Kerstin Avemo (Olympia), Mandy Fredrich (Antonia), Rachel Frenkel (Muse und Niklausse) und der Dirigent Johannes Debus lassen kaum Wünsche offen. Viele Bravos und einzelne Buhs.

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