Nach Säureanschlag

Sechs Jahre Straflager für Bolschoi-Tänzer

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Zehn und vier Jahre Haft für Mittäter des Attentats  auf den Ballettchef Sergej Filin.

Nach dem Säureanschlag auf den Ballettchef des Bolschoi Theaters hat ein Moskauer Gericht den Startänzer Pawel Dmitritschenko zu sechs Jahren Straflager verurteilt. Richterin Jelena Maksimowa sprach den 29-Jährigen am 3. Dezember schuldig, das Attentat auf den Ballettchef Sergej Filin organisiert zu haben. Der Tänzer hatte sich am Führungsstil seines Chefs gestört.

Filin sollte verprügelt werden
Der Täter, der Filin mit Säure die Augen verätzt hatte, muss zehn Jahre ins Straflager, wie die Agentur Rapsinews meldete. Ein Komplize wurde zu vier Jahren Lagerhaft verurteilt. Das Verbrechen hatte in der internationalen Kulturszene großes Entsetzen ausgelöst. Die Anklage hatte vergangene Woche neun Jahre Straflager für Dmitritschenko gefordert, der als Drahtzieher vor Gericht stand, aber die Tat bis zuletzt bestritt. Der Solotänzer beteuerte vor Gericht, er habe gewünscht, dass Filin verprügelt werde, den Säureangriff habe er aber nicht angeordnet. Er sei daher nur bereit, für Schläge verurteilt zu werden. Der eigentliche Täter gab an, den Säureangriff auf eigene Faust verübt zu haben.

Das harte Ballett-Business

Filin war am 17. Jänner vor seinem Wohnhaus mit Säure attackiert worden und dabei nahezu erblindet. Nach mehreren Operationen in Deutschland kehrte der 43-Jährige im September nach Moskau zurück, um seine Arbeit wieder aufzunehmen. Die künstlerische Leitung des Bolschoi-Balletts hatte er übernommen, nachdem sein Vorgänger wegen eines Sex-Skandals, bei dem Pornobilder im Internet verbreitet wurden, gehen musste. Ende der 80er Jahre hatte der Tänzer selbst am Bolschoi seine Ausnahmekarriere begonnen. Seine glanzvollen Prinzenrollen in russischen Ballettklassikern wie "Dornröschen" und "Schwanensee" wurden Welterfolge. Als Chef der Truppe machte er sich auch Feinde unter den Tänzern. Vorwürfe, er besetze Rollen nach persönlichen Vorlieben oder sogar gegen Zahlung von Schmiergeldern, wies er stets zurück. Maßgeblich sei allein die künstlerische Qualifikation eines Tänzers, sagte er.


 

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