Todesfall

Spaniens Sprachgenie Umbral verstorben

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Francisco Umbral (72) war ein "Macho" in der Literaturszene. Er galt als exzentrischer Intellektueller und als pfauenhafter Dandy

Spanien trauert um einen seiner bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart: Der Autor Francisco Umbral erlag am Dienstag im Alter von 72 Jahren in seiner Heimatstadt Madrid nach längerer Krankheit einem Herz- und Atemstillstand. Dies teilte die Zeitung "El Mundo" mit, für die der Schriftsteller als Kolumnist gearbeitet hatte.

Mehr als 100 Bücher veröffentlicht
Umbral veröffentlichte über 100 Bücher und Tausende von Zeitungskolumnen. Er erhielt fast alle bedeutenden Auszeichnungen seines Landes. Dazu gehörten der Prinz-von-Asturien-Preis und der Cervantes-Literatur-Preis. "Die spanische Literatur hat eine unverzichtbare Figur verloren", betonten König Juan Carlos und Königin Sofia in einem Beileidsschreiben.

Haupttopos Madrid
Umbrals Literatur zeichnete sich nicht durch eine spannende oder unterhaltsame Handlung aus, sondern durch eine Flut von Metaphern und einen an der Poesie orientierten Prosa-Stil. Dies erklärt es wohl auch, weshalb seine Werke kaum in andere Sprachen übersetzt wurden, auch nicht ins Deutsche. Bei ihm dreht sich zudem alles um Madrid, was Umbral zuweilen den Vorwurf einer gewissen Provinzialität einbrachte.

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Kurz-Biografie
Der Autor wurde in Madrid geboren, verbrachte die Kindheit aber in der Provinzstadt Valladolid. Der Autodidakt besuchte nur kurze Zeit eine Schule, arbeitete als Laufbursche für eine Bank und nahm sich schon mit 13 Jahren vor, Schriftsteller zu werden. Seine ersten Erfahrungen sammelte er bei der Lokalzeitung "El Norte de Castilla". Später schrieb er für die große linksliberale Zeitung "El Pais". Von dort wechselte er zum Konkurrenzblatt "El Mundo", was ihm von Teilen der Linken übel genommen wurde. Der Vielschreiber Umbral produzierte zwei bis drei Bücher pro Jahr. In seinen Kolumnen legte er sich - mal mit spitzer Feder, mal in deftig-vulgärer Form - mit den Zeitgenossen an. "Umbral machte aus der Zeitungskolumne ein literarisches Genre und ein tägliches Kunstwerk", meinte Pedro J. Ramirez, Gründer und Chefredakteur von "El Mundo".

Exzentriker und Dandy
In der Öffentlichkeit gab der Autor sich gerne als exzentrischer Intellektueller und als pfauenhafter Dandy. Er kokettierte mit seinen - angeblichen - Geliebten und machte einen weißen Schal zu seinem Markenzeichen. Von Bescheidenheit hielt er wenig. Der von seinen Kritikern als arrogant und eitel beschriebene Autor betrachtete sich als literarischen Erben des barocken Schriftstellers Quevedo und tat Miguel de Cervantes' Meisterwerk "Don Quijote" als einen "schlecht konstruierten Roman" ab. "Cervantes ist etwas für Journalisten, Quevedo für Schriftsteller."

Macho
Umbrals Auszeichnung mit dem Cervantes-Preis, dem wichtigsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt, löste vor sieben Jahren ein geteiltes Echo aus. Sein Entdecker Miguel Delibes meinte: "Umbral hätte den Preis schon vor Jahren verdient gehabt." Demgegenüber protestierten Frauenverbände gegen die Auszeichnung und meinten, Umbral sei ein "Repräsentant der Macho-Kultur". In einigen Kreisen wurde spekuliert, die damalige konservative Regierung habe nachgeholfen, dass die Jury sich für Umbral entschied.

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