28. Juni 2010 12:57
© APA/Techt
Holender-Abschied: Ovationen, Buh-Orkan
Den längsten Opernabend der längsten Direktion kündigte Ioan Holender als Moderator pointiert schon zu Beginn des Konzert-Marathons am 26.6. an. Der dauerte in der Staatsoper fünf Stunden, zwei Pausen mitgerechnet, in denen das Publikum gratis (!) mit Getränken und Häppchen gelabt wurde. Thema: Musikalische Rückschau auf die 19-jährige Direktion. Programm: Erinnerung an 40 der 80 Opernpremieren Holenders in chronologischer Reihung (was ein paar musikalische Kollisionen ergab).
Spannung
Dutzende Sänger und acht Dirigenten, die in diesen 19
Jahren wichtig waren, Chor und Orchester (mit Albena Danailova als Frau
Konzertmeister – auch das ein Verdienst Holenders), dazu ein paar aus London
eingeflogene und knapp, aber fast rechtzeitig angekommene Stars.
Ein übervolles Haus in Hochspannung, eine der selten gewordenen
TV-Übertragungen des ORF, großer Andrang vor der Video-Wall, Riesenspannung,
Riesenstimmung, Ovationen, aber auch ein Buh-Gewitter – für die abwesende
Elīna Garanča wegen ihrer launenhaften Absage.
Eindrücke
Meine stärksten Eindrücke? Dass man auch auf High
Heels dirigieren kann (Simone Young). Die Wagner-Gestaltung des Dirigenten
Antonio Pappano. Dass Plácido Domingo am Vormittag in London Bariton ist und
am Abend in Wien mit Siegmunds Winterstürmen überzeugt. Wie Anna Netrebko,
Natalie Dessay, Waltraud Meier, Angela Denoke, Angelika Kirchschlager auch
im Abendkleid Opernspannung erzeugen können. Was nur ein paar Herren
(Grundheber, Hampson, Eröd, Keenlyside) gelingt. Dass Eliane Coelho und
Stefania Bonfadelli ihre schweren Krankheiten vielleicht überwunden haben.
Und dass uns klar wurde: Diese ereignisreichen zwei Jahrzehnte sind unwiederholbare Vergangenheit.
Posten Sie Ihre Meinung