Halévys "La Juive"

Staatsoper: Neil Shicoffs ­Lebensrolle

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Nach Laryngitis will Startenor Neil Shicoff heute den Éléazar singen.

Die ersten beiden Vorstellungen von Halévys Grand opéra La Juive hat Neil Shicoff abgesagt, aber am Dienstag will er singen. „Ich hatte eine schwere Laryngitis und zehn Tage keine Stimme“, sagt der phänomenale US-Tenor. „Mein HNO-Arzt Reinhard Kürsten hat mir geraten, am Freitag noch zu warten, denn es braucht Zeit, die Stimmbänder wieder so zu trainieren, dass sie eine fast vierstündige Oper durchhalten.“

Shylock
1999 hatte Shicoff in der Juive-Premiere der Wiener Staatsoper den streitbaren jüdischen Goldschmied Éléazar kreiert, der mit seiner Tochter Rachel von den Christen hingerichtet wird. Der dämonisierte Jude, ein eifernder Fanatiker, ist eine der schillerndsten Gestalten der Opernliteratur. Eine Art Shylock redivivus – orientalischer Patriarch, schlauer Kaufmann, liebender Vater, Rächer, Märtyrer; ein Charakter von tragischer Gespaltenheit, der vernichtet, was er liebt.

Caruso
La Juive ist die Oper eines großen Tenors, obwohl Rachel dem Stück den Titel gibt. Der Éléazar war 1919 Enrico Carusos letztes Rollendebüt an der Met und bedeutete die Krönung seiner Karriere; seine gesangsdramatische Darstellung setzte eine gültige Interpretationsnorm. Bis 1999 Neil Shicoff kam, der den Éléazar zu seiner Lebensrolle gemacht hat: „Ich lebe diese Rolle.“

E. Hirschmann-Altzinger

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