Tödliche Affäre

Steinhauer mit "Lola" in Bregenz

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Das Wiener Theater in der Josefstadt bringt Premiere wieder nach Bregenz.

Festspiele. Jeder kennt den Blauen Engel mit Marlene Dietrich. In Bregenz schlüpft Katharina Straßer unter Herbert Föttingers Regie in die Rolle der Lola, Erwin Steinhauer ist Professor Unrat. Das Interview über Theater & ORF.

ÖSTERREICH: Marlene Dietrich, Emil Jannings – flößen einem diese Namen als Schauspieler Respekt ein?
Erwin Steinhauer:
Tatsache ist, dass in Ermangelung neuer Theaterstoffe der Trend in Richtung Dramatisierung von Filmdrehbüchern geht. Trotzdem erzählen wir nicht einfach den Film nach, sondern spielen die von Peter Turrini betreute Fassung des Theaters in der Josefstadt: Lola – Der blaue Engel.

ÖSTERREICH: Wie legen Sie den Professor Unrat an?
Steinhauer: Unrat ist ein autoritärer, besonders unangenehmer Lehrer, der seinen Frust an den Schülern auslässt. Dann passiert’s, und er verliebt sich in ein Mädchen. Er setzt seine ganze Existenz aufs Spiel, sein Leben gerät aus den Fugen und am Ende zerbricht er an dieser – von beiden Seiten ernst gemeinten – Liebe. Das ist ein durchaus moderner Stoff, so etwas soll’s auch heute geben.

ÖSTERREICH: Sie sind jüngst unter Protest aus dem ORF-Publikumsrat ausgetreten. Hat das für Sie als Filmschauspieler böse Konsequenzen?
Steinhauer: Das war ein notwendiger Akt! Denn dieser Publikumsrat bewirkt ja – außer der Verzögerung von Gebührenerhöhungen – rein gar nichts. Sooft ich dort den Mund aufgemacht und etwa den rückläufigen Anteil an Eigenproduktionen kritisiert habe, hat man mich mit den Worten, „Du spielst ja eh ...“, abgespeist. Mittlerweile spiel’ auch ich nicht mehr. Mir wurde mitgeteilt, dass für die Ausstrahlung von Teil 1 der Krimikomödie Der Täter kein Geld vorhanden ist. Und dass Teil 2 erst gar nicht gedreht wird, erfahre ich jetzt, eineinhalb Monate vor Drehstart. Der ORF behandelt uns wie den letzten Dreck! Dafür wird man dann angerufen, ob man bei den Sommergesprächen mitmachen will.

ÖSTERREICH: Sie wollten offenbar nicht.
Steinhauer: Ich wollte nicht und außerdem scheint mir die Zusammensetzung dieser Gespräche flau: Der Grünpolitikerin Vassilakou etwa müsste doch statt Erika Pluhar der einzige bekennende Rechte unter Österreichs Schauspielern, Albert Fortell, gegenübersitzen!

ÖSTERREICH: Dann sehen wir Sie im ORF gar nicht mehr?
Steinhauer:
Doch, am 10. September spiel’ ich in Dorfers Donnerstalk einen alten Zeitungszaren, der von einer russischen Hur’ als Krankenschwester auf die Bühne begleitet wird. Das könnte einen landesweiten „Wickel“ geben.

„Lola – Der blaue Engel“, Mi., 19. 8., 19.30 Uhr, Kornmarkt Theater, Bregenz.

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