Jungmaestro

Symphoniker: Jordan neuer Chefdirigent

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36-jähriger Schweizer wird Position in der Saison 2014/15 antreten.

Der 36-jährige Philippe Jordan wird der neue Chefdirigent der Wiener Symphoniker. Der Schweizer folgt damit in der Saison 2014/15 Fabio Luisi nach. Diese zuletzt allgemein erwartete Personalentscheidung gaben am Mittwochabend Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S), Symphoniker-Präsident Rudolf Streicher und Geschäftsführer Johannes Neubert in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Jordan im Rathaus bekannt.

Fabio Luisis Vertrag läuft bereits 2012/13 aus. Der Italiener tritt in der kommenden Spielzeit die Stelle als leitender Dirigent der New Yorker Met an. Die Symphoniker werden mithin in der Saison 2013/14 ohne Chefdirigent auskommen müssen - im internationalen Orchesterbetrieb wegen der langen Planungsfristen ein nicht unübliches Interregnum. Allerdings wird Luisi in der betreffenden Saison weiterhin als Gastdirigent zur Verfügung stehen.

Der 36-Jährige gilt als einer der vielversprechendsten Jungmaestri seiner Generation. Dabei kann der Schweizer auf einige Erfahrung in Österreich zurückblicken, war er doch zwischen 2001 und 2004 Chefdirigent des Grazer Opernhauses. Und auch mit den Wiener Symphoniker teilt Jordan schon eine längere Vergangenheit, feierte er sein Debüt beim Klangkörper doch am 9. Dezember 2004 im Konzerthaus. Von einer "faszinierenden Klangsinnlichkeit" sei das Orchester, schwärmte Jordan damals bereits. Seinen eigenen Stil umschreibt wohl Weniges so klar wie das Motto, das der Musiker seinem Internetauftritt vorangestellt hat: "Stille ist die schönste Musik, die mächtigste und die wohltuendste."

Diese innige Bindung zur Musik pflegt der Dirigent, ungeachtet seines jungen Alters, bereits seit langer Zeit. So war der am 18. Oktober 1974 geborene Jordan als Sohn des 2006 verstorbenen Armin Jordan - jahrelang Generalmusikdirektor des Orchestre de la Suisse Romande - familiär gleichsam vorbelastet. Bereits mit sechs Jahren startete Jordan Junior in die Musikausbildung am Klavier, wurde zwei Jahre später Zürcher Sängerknabe und wandte sich zur gleichen Zeit auch noch der Violine zu. Bereits mit 16 Jahren, ab 1990, studierte er am Zürcher Konservatorium, schloss sein Klavierexamen mit Auszeichnung ab.

Und auch bis zum Beginn sein Lebens am Dirigentenpult ließ der Durchstarter wenig Zeit verstreichen. So wurde er 1994 ans Stadttheater Ulm als Deutschlands jüngster Kapellmeister engagiert. Auf den Radarschirm der internationalen Kritiker als einer der vielversprechendsten Nachwuchsdirigenten kam Jordan dann spätestens mit seinem Engagement nach Berlin, wo er von 1998 bis 2001 Assistent von Daniel Barenboim an der Staatsoper Unter den Linden war.

Es folgte sein erstes Engagement in Österreich, als er 2001 zum Chefdirigenten des Grazer Opernhauses und des Grazer Philharmonischen Orchesters berufen wurde - eine Position, die er wegen Unstimmigkeiten bezüglich Budget und Personalplanung mit der Opernintendanz und den politisch Verantwortlichen 2004 wieder aufgab. Zeitgleich hatte er bei nahezu allen großen Opernhäusern der Welt debütiert.

So kehrte Jordan 2006 nach Berlin zurück, wo er bis 2010 Principal Guest Conductor an der Staatsoper Unter den Linden wurde. Zugleich arbeitete er auch als Konzertdirigent von Orchestern wie den Berliner und Wiener Philharmonikern oder dem RSO Wien. Seine jetzige Rolle als Musikdirektor der Pariser Oper trat Jordan im Alter von 34 Jahren 2009/10 an und zeichnete dort unter anderem für einen Ring-Zyklus verantwortlich.

Bevor er in der Saison 2014/15 seine Stelle am Pult der Symphoniker antritt, ist der Terminplan des Unermüdlichen bereits festgezurrt. In der Mailänder Scala wird er noch im Oktober Richard Strauss' "Rosenkavalier" dirigieren, an der Pariser Oper demnächst Verdis "Forza del Destino". In Wien wird der künftige Symphoniker-Chef am 30. Dezember wieder zu hören sein, wenn er für drei Tage die traditionelle 9. Symphonie von Beethoven zum Jahreswechsel mit seinem neuen Orchester dirigieren wird.


 

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