Teil 3

Teil 3: Numerologin sieht "Gefängnis im Grünen"

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"Verzweifelte Jahre". Die erste Kritik des Buches von Brigitta Sirny-Kampusch, Mutter von Natascha Kampusch. Teil 3: Numerologin sieht "Gefängnis im Grünen".

Brigitta Sirny-Kampusch, die Mutter von Natascha Kampusch, hat am Dienstag ihr Buch über die Jahre der Entführung ihrer Tochter vorgestellt. Die 57-jährige Wienerin hat sich darin ihr Leid von der Seele geschrieben.

Lesen Sie hier die erste Kritik des neuen Buches: Teil 3

Die Suche beginnt
Nataschas Geschichte läuft erstmals im Fernsehen, Plakate werden aufgehängt. Dazwischen läuft die Routine des Alltages. Ich lebte ums Telefon herum. Tageslicht kannte ich nur durch die Vorhänge. Um an die Luft zu kommen, ging ich auf den Balkon. Nataschas Zimmer betrat ich nie. Eines Tages steht ein Mann vor der Tür, eine Sonnenblume in der Hand.

Gestatten, Wabl ...Ich bin Familienrichter von Fürstenfeld, sagte er. Ich möchte ihnen gerne helfen. Wenig später, an einem Sonntag, war er wieder da, bot sich an, mit einem Freund Nataschas Schulweg abzugehen. Nicht bös sein, Herr Wabl, Schauen Sie mich an. Ich gehe jetzt sicher keinen Schulweg ab.
Tags darauf steht in der Zeitung, dass Martin Wabl verhaftet wurde. Fall Kampusch. Richter festgenommen. Martin Wabl. Präsidentschaftskandidat, Landtagsabgeordneter und Grünpolitiker ermittelt auf eigene Faust und gibt sich als Polizist aus.

Priklopil wird befragt
Die größte Suchaktion in der österreichischen Nachkriegsgeschichte läuft an. Hundertvierzig Spuren führen ins Leere. Dann kramt die Polizei wieder die Zeugenaussage von Nataschas Schulkollegin heraus. Sie hatte von einem weißen Lieferwagen berichtet. Seit zwei Wochen stand das schon dort. Jetzt hatte es offenbar auch wer gelesen. ...Man druckt die Daten aller in Frage kommenden Besitzer weißer Lieferwagen aus. Es waren siebenhundert Namen.
Auch Wolfgang Priklopil, der tatsächliche Natascha-Entführer, ist darunter.
Gehört der weiße Lieferwagen Ihnen? Der Mann nickte. Zeigen Sie uns bitte einmal Führerschein und Zulassung. Wofür brauchen Sie so ein Fahrzeug? ...
Ich transportiere Bauschutt. Dürfen wir kurz reinschauen. Der Mann schob die Seitentür auf und deutete auf den Schuttberg. In Ordnung. Danke, Herr Priklopil. Wiederschauen.

Die Zeit der Wahrsager
Brigitta Sirny sucht Hilfe bei einer Kartenlegerin. Als das Kartenpaket ausgebreitet auf dem Tisch lag, verzog sie keine Miete. Nur das Pergament auf ihrem Gesicht spannte sich ein bisschen. Dann sah sie mich an und sagte: Nicht erschrecken. Ich hätte auch gar nicht gewusst, warum. Der Tod, sagte sie, ist nur eine Karte.

In der ORF-Show „Vera“ trifft Brigitte Sirny auf eine weitere Kartenlegerin, Margot. Der Abend wird zur Enttäuschung. Dann melden sich ein Wünschelrutengeher, ein Pendler, Hellseher, Astrologen, Kartenleser, Tischerlrücker, Kaffeesudleser. Gut 40 Seiten in dem 202-Seiten-Buch drehen sich um Übersinnliches, kalte Spuren, Vorhersagungen, auch reichlich Obskures. Alle wollten helfen. Geld verlangte keiner. Ich machte Termine aus.Ein Hypnotiseur sagte Brigitta Sirny ins Gesicht: Natascha ist tot.

Natascha lebt
Schließlich landet Brigitta Sirny bei Tina Puchinger, einer Nummerologin aus Wien-Penzing. Ich nannte ihr mein Geburtsdatum. Sie vertiefte sich in ihre Arbeit. Eine Zeit lang schien sie mich völlig zu vergessen. Dann sagte sie plötzlich: Natascha lebt. Kein Zweifel war herauszuhören. Sie glaubte nicht daran, sie sah es vor sich. In den Zahlen. Und weiter: Geld ist im Spiel. Es hat mit dem Vater zu tun. Der Vater ist involviert.

Schließlich: Moment, da sehe ich noch was, sagte sie. Ich sehe ein Haus, ein Haus im Grünen, nicht allzu weit entfernt von euch ...vor dem Haus, da ist ein Brunnen oder so was Ähnliches. Ohne Wasser Die Vision geht weiter: Ein Gefängnis im Grünen, sagte Tina. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Die nächsten paar Jahre ... So lange ...Ich sehe eine Sieben. Nein, eine Acht. Dann taucht Natascha wieder auf. In acht Jahren. Brigitta Sirny wusste da noch nicht, wie nahe dran das an der Wahrheit war.

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