Künstlerkonfrontation

Warhol und Basquiat im Kunstforum Wien

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Kollaborationen der beiden Kunst-Stars sind in einer Ausstellung zu sehen.

Eigentlich müsste es völlig absurd erscheinen, das Werk zweier so unterschiedlicher Künstler wie Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat in einer Ausstellung zu vereinen - wenn die beiden es nicht selbst getan hätten. Der disziplinierte Pop-Art-Minimalist und der aus der Street-Art kommende, dynamische Jungspund gingen 1984/85 eine konfrontative Kollaboration ein, an deren Ende rund 100 gemeinsame Werke standen. Das Wiener Bank Austria Kunstforum präsentiert ab dem 15. Oktober diese ungewöhnliche Künstlerfreundschaft auch in ihrer Tiefenwirkung auf die Soloarbeiten der beiden Protagonisten, die nur wenige Jahre darauf starben.

Fotos von der Warhol-Basquiat Ausstellungseröffnung


Warhol und Basquiat im Kunstforum Wien
© oe24


Menage a trois  als Startschuss  

Den Grundstock für die Zusammenarbeit legte der Galerist Bruno Bischofberger, der Warhol, Basquiat und Francesco Clemente zu einer Menage a trois überredete, die allerdings getrennt voneinander stattfand, indem jeder der Künstler die zugeschickten Leinwände des anderen bearbeitete. Warhol und Basquiat begannen hierauf, in Eigenregie und in der Factory miteinander zu arbeiten. Meist füllte Warhol zunächst die großformatige Leinwand mit seinen Schablonen von Firmenemblemen, worauf Basquiat - die gigantischen Bildformate am Boden bearbeitend, wovon immer wieder Hand- und Fußabdrücke zeugen - mit seinen Übermalungen folgte. Entsprechend seien diese Arbeiten dynamischer als die ursprüngliche Dreiercombo mit Francesco Clemente, meint Kurator Florian Steininger im APA-Gespräch: "Da fehlt mir die Energie."

Gegensätze ziehen sich an  
Es sei essenziell gewesen, dass mit dem Pop-Art-Minimalismus versus der Archaik von Basquiat zwei künstlerische Antipoden aufeinandertrafen. "Eine Zusammenarbeit von Warhol mit Roy Liechtenstein wäre wahrscheinlich höchst langweilig gewesen", vermutet Steininger. So inszenierten sich zwei künstlerische Kraftwerke mit intelligentem Humor - die Konfrontation in den Vordergrund stellend, im Hintergrund aber die Kollaboration in den Mittelpunkt rückend. Der eine diente dem anderen als Jungbrunnen, der sich wiederum am Älteren als aufstrebender Jungkünstler abarbeiten konnte. Ironisiert dazu passend die Fotografie als Werbesujet, welche die beiden im Boxkampf zeigt.

Damals gescheitert
Dennoch kam die erste Ausstellung der Arbeiten im Herbst 1985 nicht gut an. "Die Kritiken waren verheerend", so Kurator Steininger - was verwundert, wenn man sich die Wiener Ausstellung ansieht. Ein Dutzend großformatiger Gemälde präsentiert als meist bunte Kakofonie eine Dichotomie zwischen der minimalistischen Strenge der Firmenschilder Warhols, über die Basquiat in wildem Gestus drüber geht. Zugleich gibt es keine klare Entwicklung, schwankt der evidente Einfluss auf die Arbeiten doch von Gemälde zu Gemälde.

Zusammenarbeit mit Folgen
Umspielt werden diese Gemeinschaftsproduktionen neben einigen Fotozyklen von Soloarbeiten. So lässt sich an den Werken von Basquiat die Nachwirkung der Kollaboration in den eigenen Werke ablesen, wenn der einstige Street-Artist zunehmend Embleme, Firmenschilder und Techniken der Selbstreproduktionen inkludiert. Letztlich werden die Zeichnungen aber wieder kleinteiliger, nehmen anatomische Vorlagen wie "Gray's Anatomy" auf. Bei Warhol sticht neben den klassische Siebdrucken von Marilyn bis zur Paraphrase von Leonardos "Letztem Abendmahl" vor allem ein Werk heraus: An "Storm Door" aus dem Jahr 1961, das der Kollaboration "Emeralds" gegenübergestellt ist, lässt sich der junge, wildere, weniger aseptisch arbeitende Warhol ablesen, der noch bewusst die Techniken des vermeintlich schlampigen Arbeitens praktiziert. 20 Jahre später holte sich der Malerfürst diesen Input mit Basquiat von außen.

Veranstaltungen begleiten Ausstellung

Als Begleitprogramm zur Ausstellung wird unter dem Titel "Music + Poetry Basket meets Warhol/Basquiat" eine sechsteilige Veranstaltungsreihe von Isabella Schrammel kuratiert. In deren Rahmen werden Dokumentationen, Spielfilme (so Julian Schnabels Biopic "Basquiat"), Performances und Konzerte organisiert. Bereits  am 15. Oktober wird Avantgarderocker John Cale, Gründungsmitglied der legendären Warhol-Band "The Velvet Underground", die Eröffnung der Ausstellung "Warhol-Basquiat" im Bank Austria Kunstforum Wien vornehmen. Im Anschluss daran gibt er mit seiner Band ein Club-Konzert im Ambiente des Palais Ferstel.

Info
"Warhol / Basquiat" im Bank Austria Kunstforum, Freyung 8, 1010 Wien von 16. Oktober 2013 bis 2. Februar 2014. Geöffnet täglich von 10 bis 19 Uhr, freitags bis 21 Uhr. Katalog herausgegeben von Ingried Brugger und Florian Steininger, Kehrer Verlag, Heidelberg, 176 Seiten, 29 Euro.

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