Wien

Boylesque Festival: Nippelpropeller im Anflug

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Conchita Wurst als Stargast beim ersten Festival.

Dank Conchita Wurst ist das Thema der Geschlechtergrenzen und deren Überschreitung populär wie nie. Dass aber die bärtige Lady beileibe nicht die einzige Wandlerin zwischen den Welten ist, zeigt derzeit das Wiener "Boylesque Festival", das ihr Bühnenehemann Jacques Patriaque organisiert. Dabei blieb die Teaserparty am Mittwoch noch fast traditionell - mit vier Stunden praller Weiblichkeit.

Und am Ende stand gegen Mitternacht im Stadtsaal an der Wiener Mariahilfer Straße wieder die strahlende ESC-Gewinnerin im Glitzerkleid auf der Bühne - als Stargast des Abends trotz der späten Uhrzeit mit stehenden Ovationen empfangen. "Ich muss mich jeden Tag erinnern, dass ich den Song Contest gewonnen habe", zeigte sich die grazile Sängerin bescheiden und beendete den Abend mit drei Nummern.

Im Gegensatz zur 25-jährigen Wurst hatte in den Stunden zuvor jedoch keine und keiner der 25 Burlesque-Performer seine Kleider anbehalten. Die bunte Truppe bot zum Auftakt des zweitägigen Festivals einen glamourösen Rundumblick queer durch den Gemüsegarten der Szene. Dabei war die Teaserparty allerdings weniger boy- als burlesque angelegt. Die aufwendige Stripteasekunst der Burlesque mitsamt obligatorischen Nippelpropellern ist dank Dita von Teese mittlerweile einer breiteren Öffentlichkeit ein Begriff. Die Boylesque stellt das männliche Pendant dazu dar, spielt aber auch mit scheinbaren Eindeutigkeiten und dem freien Spiel mit Stereotypen.

"Ich kann Ihnen garantieren, dass Sie am Ende der Show ein völlig befreiter und freier Perversling sein werden", versprach US-Conferenciere *BOB* dem Publikum. Und so entledigten sich zum burlesque-dominierten Auftakt Künstlerinnen verschiedenster Länder wie Dangrrr Doll, Hazel Honeysuckle oder Denise Kottlett sukzessive und humorvoll ihrer teils aufwendigen Verkleidung als Pferd, Vampir oder Dick und Doof. Da wird die gemischte Bowle schon mal mit den entblößten Brüsten gerührt.

Als kleiner Vorgeschmack auf den boylesquen Hauptabend am heutigen Donnerstag zeigte aber auch Conchitas Maskenbildnerin Tamara Mascara ihren nackten Hintern, Lola Vanilla aus Finnland ihre drei Brüste und Dave the Bear seine behaarte Virilität. Schließlich steht hinter dem ersten Boylesquefestival, das in den Rahmen der "Festwochen schamloser Kultur" eingebettet ist, Jacques Patriaque - nach eigenen Angaben Österreichs erster und bis dato einziger Boylesque-Künstler. Der Impresario wird heute, Donnerstagabend, persönlich mit 16 weiteren männlichen Kunststrippern unter Beweis stellen, dass auch Männer glamourös die Hüften schwingen können. Und Conchita Wurst wird mit ihrem neuerlichen Auftritt wohl erneut die einzige Angezogene bleiben - aber wohl nicht die Einzige in Stöckelschuhen.

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