Steffi Sturm

Die schöne Liebe des Herminators

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Hermann Maiers bessere Hälfte: Die studierte Psychologin Steffi Sturm ist die starke Frau an der Seite von Österreichs populärstem Sportler.

Während andere Paare die Weihnachtsfeiertage auskosten, musste sich Steffi noch am Heiligen Abend von ihrem Hermann verabschieden. Der fuhr nach Bormio, wo schon am 26. Dezember das Training für die Abfahrt am Sonntag losging. Für die ehemalige Hochsprung-Lady war das aber kein Problem: „Ich musste auch am 25. Dezember wieder arbeiten.“ Für die Psychologin begann ein anstrengender 24-Stunden-Dienst in der Salzburger Kinderkrisenstelle.

An ein „normales Leben“ ist erst nach Maiers Karriereende – vermutlich nach Olympia 2010 – zu denken. Zurzeit pendelt Steffi zwischen Salzburg, dem gemeinsamen Haus am Attersee, der Maier-Familie in Flachau und den Eltern in Ebensee.

Nur selten – wie am vergangenen Wochenende bei der Abfahrt in Gröden – sieht man die Oberösterreicherin bei Rennen, noch seltener erscheint sie an der Seite des gefragten Skirennläufers bei Events. Dafür hält sie in Krisenzeiten umso stärker zu ihm. Im ÖSTERREICH-Interview verrät Steffi Sturm, wie schlimm es im November um den Herminator stand, wie sie ihm kaum helfen konnte, wie sie mit Kommentaren unter der Gürtellinie umgeht und wie sie den sensationellen Comeback-Triumph beim Super-G im kanadischen Lake Louise erlebte.

ÖSTERREICH: Wie schwer fiel es Ihnen, sich schon am Heiligen Abend wieder von Ihrem Freund zu trennen?

Steffi STURM: Normalerweise ist die Anreise für Bormio am 26. Dezember, und das ist okay. Dass Hermann heuer schon am 25. Dezember los musste, hat alles ein bisschen ungemütlicher gemacht. Andererseits hatte auch ich von 25. auf 26. Dezember Dienst in der Kinderkrisenstelle, und das machte es für mich dann wiederum einfacher. Einer von uns beiden muss ja für ein geregeltes Einkommen sorgen (lacht dabei).

ÖSTERREICH: Ich nehme an, mit Hermanns Comeback-Sieg in Lake Louise war euer Weihnachtsfest heuer ohnehin gerettet ...

STURM: Das kann man sagen – erst recht, wenn man die Hintergründe kennt. Noch wenige Tage bevor Hermann nach Kanada geflogen ist, ist es ihm so schlecht gegangen, dass er nicht einmal aufrecht gehen konnte. Ich bin daneben gestanden und bin mir völlig hilflos vorgekommen – weil ich einfach nichts tun konnte. Physiotherapie, Schmerztabletten, Behandlungen, alles war extrem mühsam.

ÖSTERREICH: Und wenige Tage später dieser unglaubliche Triumph in Kanada ...

STURM: Ich habe gewusst, dass es Hermann wieder ganz nach oben schaffen würde. Aber ich muss zugeben, ich hätte nie damit gerechnet, dass er schon beim ersten Super-G ganz oben auf dem Podest stehen würde, und ich glaube, da war ich nicht die Einzige. Dieses Comeback hat nicht umsonst alle, aber wirklich ALLE überrascht.

ÖSTERREICH: Verraten Sie uns, wie Sie die Sensation erlebt haben?

STURM: Ich war daheim bei meinen Eltern vorm Fernseher und hab’s nicht fassen können. Hermann hatte die Nummer zehn, und ich durfte mich mit jedem Läufer, der hinter ihm ins Ziel kam, mehr freuen. Wenn er mit Nummer 30 gefahren wäre, hätte dieser Glücksmoment viel zu kurz gedauert.

ÖSTERREICH: Was hatten Sie Hermann vor Saisonstart zugetraut?

STURM: Im Sommer hat er wirklich gut trainiert – zum gewohnten Aufbautraining mit Heini Bergmüller sind die Leichtathletik-Einheiten mit meinem ehemaligen Hochsprungtrainer Günther Lemmerer gekommen, auf die Hermann extrem gut angesprochen hat. Ich war jedenfalls immer überzeugt davon, dass sein Einsatz und sein enormes Trainingspensum noch einmal zum Erfolg führen würden.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zu Kommentaren wie „Maiers Rückenverletzung war nur ein Vorwand“?

STURM: Natürlich wurde immer blöd dahergeredet, auch im Gästebuch auf Hermanns Homepage gab’s dumme Kommentare. Aber das war immer schon so – als Hermann zu Head gewechselt hat, hieß es unter anderem, er hätte das nur wegen des Geldes getan. Als ob Hermann das noch nötig hätte. Letztendlich ist er niemandem Rechenschaft schuldig, muss keinem mehr was beweisen. Jetzt freue ich mich einfach, dass wirklich alles aufgegangen ist.

ÖSTERREICH: Wie sehr können Sie ihm als studierte Psychologin helfen?

STURM: Egal ob nach seinem Nagano-Sturz, nach dem Motorrad-Unfall 2001 oder jetzt in Kanada: Hermann ist mental einfach unglaublich stark. Wo andere den Hut draufhauen oder in Selbstmitleid versinken würden, sagt er sich: Jetzt erst recht! Damit hilft er sich selber am meisten. Von mir bekommt er zusätzlich jede Unterstützung und ­Akzeptanz. Als ehemalige Leichtathletin habe ich jedes Verständnis dafür, dass er so viel unterwegs ist, und ich weiß, was er als Sportler braucht (lacht und ergänzt): vor allem deftige Hausmannskost.

ÖSTERREICH: Warum machen Sie sich eigentlich so rar?

STURM: Ich muss wirklich nicht auf jeder Hochzeit tanzen und Hermann überall hin begleiten. Es genügt schon, wie wir im Alltag von oben bis unten gemustert werden – wenn die Leute zum Beispiel schauen, was wir im Einkaufswagerl haben und so weiter.

ÖSTERREICH: Wie lange können Sie sich dieses Leben noch vorstellen? Bis Olympia 2010? Oder sehnen Sie sich nach Normalität?

STURM: Auch wenn ich Hermanns Freundin bin, nehme ich mir nicht das Recht, seine Entscheidung zu beeinflussen. Und zum heutigen Tag weiß er mit Sicherheit noch nicht, ob’s nach dieser Saison vorbei ist oder ob die Reise noch bis Olympia geht. Er wird das spontan entscheiden. Noch hat er Spaß am Skifahren – erst recht nach diesem Erfolg. Und das ist das Wichtigste. Wenn’s einmal nur mehr mühsam werden sollte, dann ist wahrscheinlich der Zeitpunkt gekommen, an dem er es lassen wird. (lacht) Es wird halt komisch, wenn der Hermann in Pension geht, und ich steh erst am Beginn meines Berufslebens.

ÖSTERREICH: Hermann hat ja einmal gemeint, dass er sich sieben Kinder wünscht ...

STURM (lacht): Ich hätte eine Antwort parat, aber die ist nicht druckreif. Sagen wir: Ich würde mich mit zwei Kindern zufriedengeben – zwei oder drei ...

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