ÖSTERREICH-Interview

Fendrich: "Der Schmerz geht nie vorbei"

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Rainhard Fendrich. Der Barde feiert sein Comeback und spricht erstmals über die Trauer um Georg Danzer.

Die Zeiten haben sich geändert. Wie es aussieht, zum Guten. Rainhard Fendrichs (52) radikale Kehrtwende zu einem positiven und gesunden Leben ist fast abgeschlossen: Nach einem krisengebeutelten Jahr arbeitet der Austropop-Star seit einigen Monaten erfolgreich am Comeback.

Fendrich im Theater in der Josefstadt
Er will als Schauspieler auf der Bühne stehen, mit ernsten Liedern sein Image korrigieren und wieder "Spaß am Spielen“ haben. Am Freitag begeisterte Fendrich seine Fans beim Weinfest im burgenländischen Gois.

WG und Austropop-Akademie
Neben Verlobter Ina Nadine Walger stets an seiner Seite: Agnes Rehling. Mit seiner neuen Managerin lebt Fendrich wenn er in Österreich weilt in einer Art „Wohngemeinschaft“ in deren Haus in Mödling. „Dort habe ich die Ruhe, um meine Ideen aufs Papier zu bringen“, schwärmt Fendrich im ÖSTERREICH-Talk. Derzeit übt sich der Sänger im „Dinnercancelling“, schreibt an einer „Messe“ und plant für 2009 eine Austropop-Akademie. „Junge Künstler haben keine Plattform, keinen Boden, auf denen sie wachsen und gedeihen können.“

Fendrich im ÖSTERREICH-Interview
Bei allen Plänen für die Zukunft, sein musikalisches Vorbild und Freund Georg Danzer, der im Juni 60-jährig an Lungenkrebs verstarb, bleibt unersetzbar. Mit ÖSTERREICH sprach Rainhard Fendrich erstmals über seine Trauer und über den Neustart ins Leben.

ÖSTERREICH: Einmal Stadthalle, einmal Volksfest. Wo liegt denn da für Sie der Unterschied?

Rainhard Fendrich: Es ist immer anders. Das einzige, was konstant bleibt, ist meine Band und die Bühne. Natürlich ist die Stadthalle feierlicher. Volksfeste sind eher heikel. Ich habe schon erlebt, dass die Leute schreien: Fendrich, du Arschloch! Wenn man arrogant ist, kommt es arrogant zurück. Aber da ich das nicht bin, auch wenn ich dieses Image verbreitet haben sollte, ist die Stimmung gut.

ÖSTERREICH: Vor knapp zwei Monaten starb Georg Danzer. Die erste Seite Ihrer Homepage ist ihm gewidmet. Eine Hommage?

Fendrich: Es ist auch eine Form von Trauerarbeit, weil der Georg eine der Hauptgründe war, warum ich eine Gitarre in die Hand genommen habe. Er war auch einer der Gründe, A3 zu gründen – ich wollte ihn kennenlernen. Und es ist innerhalb kürzester Zeit eine Herzens- und Kopffreundschaft geworden. Und irgendwie ist der Georg für mich nach wie vor da. Ich höre seine Musik, singe in meinem Soloprogramm Lieder von ihm – er ist unersetzbar. Auch A3 ist mit ihm endgültig gestorben.

ÖSTERREICH: Haben Sie seinen Tod schon überwunden?

Fendrich: Ich habe vor 17 Jahren eine Tochter verloren – der Schmerz geht nie vorbei. Ich muss lernen, mit dieser Amputation zu leben. Wir waren aus demselben Holz geschnitzt. Er war einer meiner besten Freunde ...

ÖSTERREICH: Wie man hört, unterstützen Sie Danzers Familie?

Fendrich: Ich habe auf der Donauinsel für ihn gespielt – es war sein Vertrag und an ihn floss die Gage. Und ebenso im November, wenn ich an seiner statt in der Walfischgasse mein Soloprogramm spiele, dann geht das Geld an seine Familie. Ich habe dem Georg, in einem der letzten Gespräche versprochen, ihnen beizustehen. Er hat mich darum gebeten ...

ÖSTERREICH: Sie haben über Jahre Ihren Körper schlecht behandelt, sehen dann einen Freund an Lungenkrebs sterben. Ist das nicht ein doppelter Schlag für Sie gewesen?

Fendrich: Der Georg hat wirklich – bis aufs Rauchen – gesund gelebt. Und ich, der ich meinen Körper wirklich mit Füßen getreten habe – ich habe überlebt. Ich bin, Gott sei Dank, durch den heilsamen Schock des Prozesses – im Nachhinein war der eine Gnade, weil sonst könnte ich ja meinen Drogenkonsum heute noch vertuschen – aufgewacht. Ich bin jetzt nicht geläutert – aber ich weiß heute, dass ich ohne Koks viel leistungsfähiger bin. Ich habe meinen Humor wiedergefunden und deswegen auch meine Spielfreude.

ÖSTERREICH: Bei Ihrem Soloabend singen Sie ein altes Lied: „Ich wollte nie einer von denen sein“. Sind Sie einer von denen geworden?

Fendrich: Natürlich! Ich bin den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, habe mich arrangiert, Kompromisse gemacht und die Übersicht über mein Leben verloren.

ÖSTERREICH: Heute wirken Sie kraftvoll, obwohl Sie ein heftiges Jahr hinter sich haben.

Fendrich: Jahre muss man sagen. Wer aus seinen Fehlern nicht lernt, ist verflucht, sie zu wiederholen. Ich möchte aus ihnen lernen und ich werde sie nicht wiederholen. Ich war sehr einsam. Ich habe das Glück gehabt, die richtigen Leute zu treffen, wie Agnes Rehling. Wir sind ein Power-Paar: sie als Managerin, ich als Künstler. Sie versteht auch, wenn ich mal Ruhe brauche. Und die Beziehung zu Ina Nadine funktioniert sehr gut. Ich habe in ihr eine Lebenspartnerin gefunden, die mit mir durch die ganze Scheiße gegangen ist.

ÖSTERREICH: Das findet man selten.

Fendrich: Jede andere wäre gegangen. Mit Presseschlammschlacht und allem ...

ÖSTERREICH: Sie sind verlobt, das heißt: Folgt die Heirat?

Fendrich: Jetzt kommt eigentlich die Zeit, wo Ruhe in unsere Beziehung einkehrt. Ich war ein sehr schwieriger Charakter. Die Albträume, die ich hatte und Wutausbrüche, das muss eine Frau erst mal aushalten. Ich werde sicher nicht sagen: Ich heirate an dem Tag. Ich werde sagen: Wir haben geheiratet (lacht)!

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