Wieder vor Gericht

Fendrich in den Mühlen der Justiz

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Drei Jahre hat er sich um neuen Glanz bemüht: Drogenfrei, treu und als „Engel der Armen“ für jede Charity zu haben. Jetzt holt ihn die Vergangenheit ein.

Aber wahrscheinlich ist: Rainhard Fendrich wird das Blitzlichtgewitter nicht mögen, das ihn am Donnerstag im Wiener Straflandesgericht erwartet – auch wenn er sonst nur noch selten vor großem Publikum im Rampenlicht steht. Denn drei Jahre nach seinem ersten Prozess holt den 54-jährigen Sänger und Entertainer die (Drogen-)Vergangenheit ein.

Ferrari versnifft
Im Dezember 2006 bekam Fendrich von einem Schöffensenat eine Geldstrafe von 37.500 Euro aufgebrummt, weil er seit 1991 die Nase in Kokain gesteckt („Ich habe einen Ferrari versnifft“) und die weiße Unterhaltungsdroge auch an Freunde weitergegeben hat.

Der Richterspruch war milde, trotzdem wirkte der prominente Angeklagte in jeder Minute des Verfahrens verzweifelt – und selbst nach dem Urteil noch angespannt wie ein Katzenallergiker vor dem fetten Comic-Kater Garfield. Für Beoachter kein Wunder. Denn an Fendrichs Stelle hätten andere im Gerichtssaal geschrien: „Ich bin ein Star – holt mich hier raus!“

Freunde verraten
Insider aber wussten noch mehr. Nicht nur die öffentliche Blamage machte dem erfolgsverwöhnten Hitproduzenten zu schaffen, sondern wohl auch die Enttäuschung über sich selbst. Denn in Bedrängnis von Polizeieinvernahmen soll Fendrich alte Freunde verraten haben, die dachten, er habe ein Herz wie ein Bergwerk oder wenigstens die Standfestigkeit eines Unterhosenmodels, macho macho halt.

Tatsächlich soll er sogar mit zivilen Drogencops im Schlepptau Koks bei ahnungslosen Spezln eingekauft haben. Was natürlich auch eine garstige Nachrede sein kann. Aber sicher ist: Dieselbe Chefpartie, die mit Fendrich früher scherzte „Kokainmissbrauch ist, wenn man es sich unter die Achseln schmiert“, giftete plötzlich: „Der gehört in ein Frauengefängnis, weil er wie ein Waschweib singt.“

Fluch der guten Tat
Pech für den Sänger: Wenigstens bei einem einstmals innigen Kumpel wollte er sich „gerade machen“, so der Häfnjargon für die Begleichung einer Bringschuld. Im Drogenverfahren gegen den Wiener Szenegastronomen Carlo B. wusch er durch seine Aussage die Weste des Beschuldigten weiß. Fluch der guten Tat: Sie widerspricht offenbar früheren Angaben – und Zeugen stehen unter Wahrheitspflicht.

Am 10. Dezember wird Fendrich daher „falsche Zeugenaussage“ angelastet. Dazu kommt: Fahnder behaupten, Fendrich nie als Agent Provokateur eingesetzt zu haben (weil nicht sein kann, was nicht sein darf). Mögliche Folge: ein zweites Wahrheitsproblem vor Gericht.

Katastrophe
Der neuerliche Prozess trifft den Künstler wie ein Keulenschlag, auch wenn sein Anwalt Harald Karl sagt: „Natürlich wird sich mein Mandant nicht schuldig bekennen.“ Denn Fendrich hat zuletzt viel getan für eine Imagepolitur: Weg vom Koks, um 14 Kilo leichter durch die Buchinger-Entgiftungskur, seiner Verlobten Ina Wagler treu wie Rex und verlässlich für jede Charity zu haben.

Eine Katastrophe daher allein schon die Optik, wenn er am Donnerstag vor Richterin Patrizia Kobinger-Böhm steht, die gerade einen spektakulären Mordprozess (an Boxlegende Sekowitsch) geleitet hat. Fendrich-Fans beten um einen Freispruch. Möglich sind bis zu drei Jahre Haft. Nix is fix. Aber es tuat so weh, wenn ma verliert. Fendrich weiß es, als hätte er’s erfunden.

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