Konvertiert

Tony Blair zum Katholizismus übergetreten

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Der frühere britische Premierminister Tony Blair hat seinen bereits seit Jahren erwarteten Übertritt von der anglikanischen Kirche zum Katholizismus vollzogen.

Blair wurde am Freitagabend in London bei einem Gottesdienst in der Kapelle des Erzbischofs von Westminister, Kardinal Cormac Murphy-O'Connor, in die katholische Kirche aufgenommen, wie diese am Samstag bestätigte. Mit dem Übertritt zum Katholizismus nahm Blair die Religion seiner Ehefrau Cherie und seiner vier Kinder an.

Weichen in Rom gestellt
Blair hatte nach seinem Rücktritt als Regierungschef im vergangenen Sommer die Aufgabe eines Sondergesandten des sogenannten Nahost-Quartetts übernommen. In dieser Eigenschaft bemüht er sich um eine Aussöhnung zwischen Palästinensern und Israelis. Eine seiner letzten Amtshandlungen als Premier war nach zehn Jahren an der Macht im Juni ein offizieller Besuch bei Papst Benedikt XVI. in Rom.

Am Rande dieser dritten Vatikan-Audienz für Blair innerhalb von vier Jahren war öffentlich über einen Konfessionswechsel spekuliert worden. Blair gilt ebenso wie sein einstiger Verbündeter im Irak-Krieg, US-Präsident George W. Bush, als gläubig. Im Gegensatz zu Bush hat sich Blair jedoch in seiner Politik nicht ausdrücklich auf Gott bezogen.

Offiziell sind rund 72 Prozent der Briten Christen, wobei die Mehrzahl der anglikanischen Staatskirche angehört. Obwohl es keine verfassungsrechtlichen Hürden für einen Wechsel Blairs zum Katholizismus noch zu seiner Zeit als Premier gegeben hätte, war stets klar, dass er diesen Schritt erst nach seiner Amtszeit vollziehen würde. In einem Interview sagte Blair vor einiger Zeit, er sei während seiner Regierungszeit nicht konvertiert, weil dies seinem Ansehen im Amt womöglich geschadet hätte.

Noch nie war Katholik britischer Premier
Die englische Kirche hatte König Heinrich VIII. im 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche abgespalten und sich selbst zu deren Oberhaupt gemacht. Da die anglikanische Kirche Staatskirche war, wurden Katholiken und andere Nicht-Anglikaner jahrhundertelang verfolgt - auf die Zelebration der Messe stand zeitweilig die Todesstrafe - und durften keine öffentlichen Ämter bekleiden. Erst im 19. Jahrhundert erlangten Katholiken die politische und gesellschaftliche Gleichberechtigung. In Großbritannien war noch nie ein Katholik Premierminister. Die Ernennung des Erzbischofs von Canterbury, das geistlichen Oberhaupts der anglikanischen Kirche, erfolgt durch den Monarchen auf Vorschlag des Premierministers.

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