Trauer

Schauspiel-Legende Manfred Krug ist tot

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"Liebling Kreuzberg"-Star starb im Alter von 79 Jahren in Berlin.

Der gelernte Stahlschmelzer Manfred Krug war nach eigenem Bekunden "als Schauspieler auf die Welt gekommen", der schon in frühen Jahren Gary Cooper verehrte. Denn der "hat nie etwas anderes gespielt als sich selbst, und das ist die Hohe Schule", schrieb Krug in seinen Erinnerungen "Mein schönes Leben" (Econ). Am vergangenen Freitag starb das liebenswerte Raubein im Alter von 79 Jahren in Berlin.

Krug war der deutsch-deutsche Schauspielerstar par excellence. Geboren wurde er am 8. Februar 1937 in Duisburg, übersiedelte aber bereits als Bub mit seinem Vater 1949 in die gerade entstehende DDR, bevor er 1977, nach seinem Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, wieder in den Westen wechselte. Zuvor war er jedoch in der DDR der "Tausendsassa der DEFA-Filme", wo er in den Babelsberger Studios seit 1961 unter Vertrag stand. Wie vom Donner gerührt war der ansonsten eher unerschrockene Schauspieler, als der 1965 gedrehte Frank-Beyer-Film "Spur der Steine" mit Krug als aufmüpfig-anarchistischer Baubrigadier von der SED verdammt wurde und schnell wieder aus den Kinos verschwand bzw. von Stasitrupps gestört wurde. "Das war Goebbelssche Manier, und ich erlebte meinen ersten schweren Einbruch mit meinem Glauben an das bessere, gerechtere Deutschland mit den sozialistischen Idealen", erinnerte er sich im dpa-Gespräch. "Hieb Nummer zwei" war die militärische Niederschlagung des Prager Frühlings 1968.

Das Fass zum Überlaufen brachte dann die Biermann-Ausbürgerung im November 1976. Nach dem massenweisen Künstlerprotest, dem sich auch Krug angeschlossen hatte, wurde der Schauspieler beruflich kaltgestellt und von Stasi-Leuten verfolgt. Einer von ihnen fing sich von Krug eine "Maulschelle" ein, als er in einem Beisl in Erfurt durch den Raum in Richtung Krug gerufen hatte: "Die Leute, die in der Schweiz ein Dollar-Konto haben, sollen mal schön die Klappe halten."

Später war er im Westen das liebenswerte und auch manchmal ruppige "Raubein, das von drüben kam", wie ihn Zeitungen nannten. Mit Filmen wie "Mir nach, Canaillen!", "Wege übers Land", "Fünf Patronenhülsen" und "Auf der Sonnenseite" wurde Krug einer der populärsten Kino- und Fernseh-Schauspieler im Osten Deutschlands, der von 1969 bis 1973 mehrmals zum Publikumsliebling gewählt wurde. Später gehörte er zu den Künstlern, die auch in der Bundesrepublik - nach einigen Anlaufschwierigkeiten und Ängsten - den beruflichen Anschluss fanden.

Dort wurde er als brummiger "Tatort"-Kommissar Stoever als der "deutsche Kojak" ein Fernsehstar und war als "Liebling Kreuzberg" auch der populäre Anwalt, der ein Herz für die kleinen Leute hat. Nebenbei gab es auch (an der Seite von Lilo Pulver) Gastspiele in der Sesamstraße, womit Krug seine Vielseitigkeit unterstreichen wollte, denn er sei "keineswegs auf einen Rollentyp festgelegt, wie manche meinen", wie er einmal in einem dpa-Gespräch betonte.

"Also bitte, wenn mir einer den 'Glöckner von Notre Dame' gibt, dann werde ich den sicher gut spielen - man muss nur den Mut haben, mir so etwas anzubieten." Dass er flexibel war, bewies er schon zu DDR-Zeiten wie zum Beispiel in Goethes "Urfaust" mit Hilmar Thate, in der Oper "Der Freischütz" oder in einer "Porgy und Bess"-Inszenierung an der Ostberliner Komischen Oper in der Regie von Götz Friedrich. Kaum mehr bekannt ist heute, dass Krug noch unter der Regie von Bertolt Brecht als Schauspieleleve am Berliner Ensemble 1955 einen Panzerleutnant in Bechers "Winterschlacht" spielte.

Vom aktiven Schauspielberuf hatte sich "Manne" zwar schon mit dem Eintritt ins offizielle Rentenalter zurückgezogen, ungewöhnlich genug für gefragte Protagonisten seiner Zunft. Aber gesundheitliche "Warnschüsse vor den Bug" wie ein Schlaganfall 1997 in seiner Berliner Wohnung, von dem er sich ironischerweise in einer Rehaklinik auf dem Gelände der einstigen "SED-Bonzensiedlung" Wandlitz erholte, hatte Krug doch nicht ganz ignorieren wollen. Im April 2013 erhielt der Künstler das Bundesverdienstkreuz.

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